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Aufzeichnungen eines österreichischen Militärs. III.
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mann bei seiner Nachhausekunft wieder wie ein Vieh gegen ihn wüthete, sagte derselbe zu seinem Schlafkameraden, nämlich zum Fourierschützen, er könne es nicht mehr aushalten, und er wisse nicht, was er anstellen solle, um von dieser Anstellung mit Ehren los zu kommen?Mit Ehren? sagte der Fourierschütz, mit Prü­geln können Sie wohl davon kommen, oder Sie schlagen den Haupt­mann todt."

Nicht lange nach diesem Colloquium fand man den Hauptmann auf der Stiege, welche zu seinem Quartier führte, erschlagen, unv eine Holzart neben ihm. Der Kanonier und der Fourierschütze lagen im tiefen Schlafe, als diese Mordthat entdeckt wurde. Sie wurden beide in Haft genommen, aber der Kanonier, dessen Unschuld Nie­mand bezweifelte, ja sogar von seinen Offiziers verbürgt wurde, ward nach kurzer Zeit aus Mangel an Beweisen iib inktmitiit ab- solvirt, diente wie früher mit seiner gewöhnlichen Accuratesse sort und erwartete seinen Abschied. Der Fourierschütz, der durch die no­torische Mißhandlung, die er von seinem seligen Herrn zu erdulden gehabt, viele Motive zur Rache hatte, und durch den Rath, den er dem Kanonier ertheilte, nämlich den Hauptmann todtzuschlagen, aufs Höchste prägravirt war, wurde im Arrest fortbehalten. Nach einem Jahre beiläufig langte der Abschied für den Kanonier Klein vom Regiments-Commando bei der Compagnie an. Klein wurde zum Rapport bestellt. Der Nachfolger des erschlagenen Hauptmanns setzte Klein hiervon in Kenntniß, wollte ihn aber überreden, noch ferner zu dienen und sich gegen Beförderung zu reengagiren. Zu höchster Verwunderung aller beim Rapport Anwesenden kniet Klein nieder und sagt:Ich habe den seligen Herrn Hauptmann erschlagen und sehe beständig sein Gesicht vor meinen Augen. Ich will sterben!" Alle wünschten, wäre ein Anfall von Wahnsinn gewesen; allein die Unschuld des noch immer im Arrest schmachten­den Fourierschützen und das folternde Gewissen hießen Klein eine That gestehen, welche jeder redliche Mann aus Sittlichkeitsgefühl nicht bitti­gen konnte, aber nur wegen des Thäters, nicht wegen des Erschla­genen, ungeschehen wünschte. Das Resultat dieser Katastrophe war, daß man bei dem gewaltsamen Tode Neuwällers sagte:Gott sei Lob und Dank, daß dieses Vieh todt ist," und daß man bei dem