Aufzeichnungen eines österreichischen Militärs.
Die Macht des Hauptmanns. — Zwei Kanoniergeschichten. — Nachsucht ei-
Jndem ich den herrschenden Geist unter den Gemeinen und Korporalen, welchen das Prügeln hervorzubringen pflegt, berührt habe, will ich auch andeuten, welche Willkür bei der Bestrafung, vorzüglich bei den Compagnien, bis Dato noch besteht.
Im Allgemeinen kann man gewiß annehmen, daß die höheren Vorgesetzten humaner und die höchsten die humansten sind; während die Bestrafungen in den Compagnien am meisten von Laune und Willkür abhängen, indem der Compagniecommandant als erste Instanz oft unumschränkt seinen falschen Ansichten folgen darf, oder auch nicht selten persönliche Abneigung oder kleinliche Leidenschaftlichkeit seine Sentenzen leiten; wo hingegen die höheren Vorgesetzten, die nicht unmittelbar mit den unteren Chargen verkehren, die ihnen vorgelegten Thatbestände gewöhnlich ohne Leidenschaft prüfen und darnach ihre Urtheile fällen. Wenn auch wirklich ein höherer Vorgesetzter nicht von dem humanen Geiste beseelt sein sollte, der ihm vom höchsten Orte zur Pflicht gemacht wird, so kommt derselbe nur in den Fall, wirkliche Vergehungen verhältnismäßig äußerst strenge zu bestrafen, sehr selten aber in den Fall. Unschuldige mit Strafen zu belegen. Wenn daher ein solcher strenger hoher Vorgesetzter Diebstahl mit achtmaligem Gassenlaufen bestraft, in welchem Falle ein anderer, milder gesinnter das fünfmalige Gassenlaufen als Manmum eintreten ließe, so ist dieses doch bei weitem nicht so grausam, als wenn ein Hauptmann einen Mann, der den Zapfenstreich verabsäumt oder
Wrcnjbote» II. 25
Herausgegeben von
Stephan Thurm.
nes Arztes.
Gehorsam und Gerechtigkeit.