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Tagebuch.
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658
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T a g e b u rh.

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Aus Berlin. I.

S. Wiese. Bauer's Litcraturzeitung und Kulturgeschichte. Reichard'e Bürgcrthum. Döring. Ein Bild für die 'schlesischen Weber.

Die Pensionären dreihundert Thaler-Seelen werden allem Ver­muthen nach binnen Kurzem einen Zuwachs erhalten. Wer erinnert sich wohl noch eines Poeten, der vor Jahren zuweilen in Taschenbüchern mit Liebesseufzern auftauchte, Balladen sang und alte Mären neu aufstutzte: des Herrn Sigismund Wiese? Der Mann hat das Thor seines Herzens geöffnet und zwei Dramen auf einmal herausge­lassen,Jesus", ein Stück, welches vierhundert sieben und siebzig Seiten groß Octav umfaßt, undMoses". Ich habe K. Gutzkow stark im Verdacht, daß er diese beiden Werke durch eine Nachfrage nach Herrn Wiese im Telegraphen veranlaßte. Wenn das der Fall wäre, so hatte sich Gutzkow nicht geringen Dank verdient, weniger zwar beim Publicum, als bei dem Verfasser selbst. Tieck nämlich ist beim Könige um Ertheilung der dreihundert Thaler-Pension für den Dichter eingekommen, und es steht vielleicht zu erwarten, daß bald eine dieser großartigen Schöpfungen auf die Bühne gebracht werde. Beide sind streng mit historischer Treue nach den Ueberlieferungen be­arbeitet, wahreLeben, Thaten und Himmelfahrten". Ich kann nicht umhin, Ihnen eine kurze Probe daraus mitzutheilen, und zwar aus dem ersten Acte desJesus". Die Scene ist das Innere der Höble (wie schauerlich!) nahe bei Bethlehem. Das Jesuskind in der Krippe- Maria lehnt über dem Kinde. Joseph tritt ein.

Joseph. Maria! (sie hört ihn nicht.) O mir ziemte, Hinzuknieen, Au beten bei dem Anblick dieser Liebe, Die süß das herrliche Geschöpf verklart. In ihrem Kinde lebt die schöne Mutter.