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Tagebuch.
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ten Gegenstand, und bei der Kunst des geschickten Ausfragens, welche die Frauen überhaupt so meisterhaft verstehen, sind lebendige Studien dieser Art dem Bücherfleiße der Manner an Resultaten für solche Zwecke überlegen. Frau von Paalzow kann übrigens leicht fleißig sein, ihr Fleiß wird wenigstens belohnt. Es ist kein Geheimniß, daß diese Schriftstellerin den Bogen mit zwölf Louisdor von ihrem Verleger honorirt erhält und außerdem in ihren Contracten höchst günstige Be­dingungen für spätere Auflagen u. s. w. hat. Wenn man hört, daß einem französischen Autor der Bogen mit zweihundert und fünfzig Franken honorirt wird (und mehr bekommen die gelefensten nicht), schlägt man die Hände vor Verwunderung zusammen und nun haben wir das Beispiel auf eigenem Grund und Boden. Fürst Pückler, Lenau, Dahlmann, Sternberg und Frau von Paalzow mögen aller­dings die höchsten Honorarsatze unter den deutschen Schriftstellern er­halten: indessen ist die Zeit der Lorenz Kindlein, den Göttern sei Dank, in Deutschland überhaupt vorüber. Die Feder manches Schriftstellers ist ein ergiebigeres Allodialgut, als das Rittergut manches adeligen Majoratsherrn. Der Adel ist von der Geistesaristokratie bereits aus allen feinen moralischen und aus dem größten Theil seines politischen Einflusses verdrängt worden, wird er nun auch materiell und gesell­schaftlich von ihr überflügelt?und dahin kommt es in Deutschland so sicher, wie in Frankreich, ohne daß wir eine Revolution dazu nö­thig haben.

M.

Nötige u.

Kaiser Joseph !I. und Friedrich Wilhelm II. Marheinete und die literari- sche Zeitung. Custine und Hormaur. Revolution in München. Rus­sisches. Hoheit. Leipziger Feste.

Eines der interessantesten Actenstücke, welches Hormavr in dem so eben erschienenen dritten Bande derLebensbilder aus dem Befreiungskriege mittheilt, ist ein Brief von Joseph !!. an Friedrich Wilhelm tt. Joseph ist so eben im Begriffe, gegen die Türken zu ziehen. Friedrich Wilhelm II., dem der Feldzug, der den österreichi­schen Waffen ein offenbares Uebergewicht über die Pforte zu verspre­chen schien, ein Dorn im Auge war, wollte durchaus als Vermittler auftreten. Joseph schrieb hieraufseinem lieben Bruder" folgenden denkwürdigen Brief, den Hormayr in französischem Original mittheilt, den wir aber unseren Lesern in deutscher Uebcrsetzung vorführen: Mein Herr Bruder! Mit größtem Bedauern seh' ich mich genöthigt, Ew. Maiestat zu bitten, Sie mögen darauf verzichten, in den Diffe-