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Gebirgsmenschen : aus dem Wanderbuch eines verabschiedeten Lanzenknechts.
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Gebirgsmenfchen.

Aus dem Wanderbuche eines verabschiedeten Lanzenkncchts.

Wir sind zur Stelle, Herr, sagte mein Führer, der Gebirgs­jäger Jakob E ..., als wir aus dem Walddunkel hervortraten und am Ende der grünen, mit Blumenschmelz verbrämten Wiese das kleine Jägerhäuschen vor uns liegen sahen. Gott sei Dank! stöhnte icl/ von einem mehrstündigen Pürschgange über Fels und Klippen, durch Gesträuch und Wald erschöpft, und lüftete den grünen Hut, steckte den Alpenstock in den Boden, legte Stutzen, Waidmesser und Jagd­tasche daneben und streckte mich in das duftige Gras, derweil Jakob vorausging, unsere Ankunft im Hause zu verkünden. Als er so rüstig und frisch, den ausgewaideten Gemöbock, die heutige Jagdbeute, über der Schulter tragend, wie unser Einer ein Nebhuhn, dahinschritt, der noch junge kräftige Waidmann, von dem angestrengten Marsche kaum ermüdet, ärgerte ich mich über meine Mattigkeit. Das ist freilich ein eiserner Kerl, der Stahlfedern statt Muskeln in seinen Gliedern hat, brummte ich, aber vielleicht erkauft sich diese dauerhafte, unzerstörbare physische Natur nur durch geistigen Stumpfsinn und Apathie. Was denkt, was fühlt so ein Kerl in seiner Jahre lang einförmigen Exi­stenz, während unsere Nerven durch die maimigfaltigen Eindrücke und Anregungen unseres Lebens beständig in Anspruch genommen werden?

- aber eben darin liegt ja die eigentliche Lebensfülle. Der Schmet terling lebt endlich doch intensiver, als die Schnecke, der Bogel i» der Luft anders, als der Hamster. Wer weiß, ob ein solcher Mensch die Zauberkraft der Liebe, den Nausci, des Ehrgeizes kennt, ob er

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