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Musikalische Charakteristiken: Karl Maria von Weber.
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verfertigte Stücke mit dem günstigsten Erfolg ausgeführt wurden. Dahin­gegen hatte sein körperliches Leiden erstaunlich schnell überhanb genommen, und ließ ihn: nicht mehr soviel Kraft, weder zu gehen, noch zu sprechen, so sehr hatte das ungesunde Klima Londons zu seiner Erschöpfung bei­getragen. Er wollte sich selbst so gerne über seinen Zustand täuschen. Der Wunsch, sein Vaterland wieder zn sehen, war für ihn eine um so größere Qual, als seine Körperschwäche immer zunahm. Er hatte sich vorgenommen, am 6. Juni eine zu seinen: Benefiz gegebene Vorstellung des Freischützen selbst zu leiten, und Tags darauf London zu verlassen. Dieser Vorsatz konnte aber nicht zur Ausführung konnneu, denn bereits an: 5. Juni hatte er aufgehört zu sein. Die angekündigte Vorstellung sand dennoch Statt zum Benefiz seiner Wittwe und Kinder, welche der geringe Erfolg seiner Reise nach England in wahrhaft kümmerlichen Umständen zurückgelassen.

Es gab Leute, welche vorgaben, Weber sei wohlhabend gewesen, seit­dem er zu Dresden das doppelte Amt eines Kapellmeisters und eines Direktors des Theaters bekleidete. Der Verfasser eines vor einigen Jah­ren in einer französischen Zeitschrift eingerückten Briefs geht gar so weit, daß er behauptet, Weber sei während seiner letztern Jahre im Besitze eines eleganten Wagens und hübschen Gejpanns gewesen. Wäre dies der Fall gewesen, würde Weber sich wohl je dazu entschlossen haben, seine Familie, seine Freunde zu verlassen, um drei Monate in einer Stadt zuzubringen, deren Klima seiner Gesundheit tödtlich werden mußte? Schott vor seiner Abreise war er so leidend, daß er oft seine Arbeiten einstellen mußte; nur ein großes Interesse vermochte ihn zu überwinden, sich in einen: solchen Zustande zu entfernen. Dies Interesse war d,as seiner Frau und Kinder. Es ist allerdings ein großer Abstand zwischen einen: ehrenvollen Auskommen von 1800 Thaler Gehalt und Nothleiden, aber bei Weiten: nicht so groß als der, zwischen diesen: Auskommen und der Wohlhabenheit oder gar brillanten Lage, die er nach jener Behauptung gehabt haben soll. Den Beweis dafür, daß Weber bei Weiten: nicht die vorausgesetzte Wohlhaben­heit besaß, mag übrigens der Umstand führen, daß man an vielen Orten die Nothwendigkeit einsah, mehre Benefiz-Vorstellungen für seine Wittwe und beide Söhne zu veranstalten.

Wir müssen bei dieser Gelegenheit ein Ereignis) erwähnen, das mit einer Fatalität viele Aehnlichkeit zu haben scheint. Die nämliche Oper Oberon, welche Weber's Tod beschleunigte und einer Schauspielerin vom Coventgarden- Theatcr beinahe cm großes Unglück gebracht hätte, sollte zum ersten Mal in Dresden zum Vortheile der Familie Weber gegeben werden, als der