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Deutsche Taschenbücher : Rheinisches Taschenbuch für 1842 H herausgegeben von Dr. Adrian.
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Der Gegenstand ist glücklich gewählt; der Verfasser zeichnet uns seinen Helden in den für den Charakter desselben entscheidenden Momenten, er läßt uns die Umwandlung seiner ursprünglich nicht unedlen Natur er- kennen. Doch ist von Anfang an dem Wesen Ezzclins ein Zug von Wildheit beigemischt, die ihn, sobald er sich selbst überlassen bleibt, zu Nachsucht uud Grausamkeit anspornt. Die erste Ursache, welche Ezzclins Groll gegen Padua erweckte, fällt in seine frühe Jugend. Kaum dem Knabenalter entwachsen, ohne Rang und Güter, knüpft Ezzelin ein Licbesverständniß mit Bianca, der Tochter des Podcsta von Padua an. Der Vater, der das Geheinmiß entdeckt, treibt den stolzen Jüngling, nach öffentlicher Demüthigung, schmachvoll aus der Stadt; Ezzelin rächt den Spott, den er noch an dem Thore der Brentcr erfährt, durch Er­mordung eines paduanischen Bürgers. Bianca wird an den Arzt Ber- netti, den Vetter des Ermordeten, vermählt. Indessen thut sich Ezzelin durch kriegerischen Muth im Gefolge Kaiser Friedrichs II. hervor; seine glänzende männliche Schönheit fesselt den Blick der Frauen; Bianca sucht vergebens, den Jugendgcliebtcn zu vergessen, uud die schöne Brcseianerin Laura, wirft ihr Auge auf den stattlichen Helden, als sie ihn bei dein Einzüge des Kaisers , der damals seine Vermählung mit Jolanthe feiern wollte, durch die Straßeu ihrer Vaterstadt reiten sah. Die ausgezeich­neten Gaben des ernsten, verschlossenen und kühnen Jünglings, bewogen den Kaiser, ihn den Paduanern zum Herrscher zu setzen. Er kennt den Groll, den Ezzelin gegen diese Stadt hegt, und entschuldigt ihu; er gibt Padua in seine Hand, weil diese Stadt in den wclfisch-ghibellini'schen Fehden eines strengen und unbeugsamen Herrn bedürfte. Ezzelin hält seinen Einzug in Padua. Ans einem Balkon erblickt er Bianca; die Leidenschaft crwacht mit erneuter Gewalt in der Brust des jungen Für­sten, den im Angesicht des Ortes, wo man ihn einst schinwfiich bestrast, das volle Gefühl seiner Macht über die ihm anheimgegebene Stadt überfällt. Den Abend beim Tanz verinißt er die Geliebte. Stürmisch fordert er von Bernctti, ihrem Gemahl, daß er sie herführe. Aber der Bürger kennt die Grenzen der fürstlichen Gewalt,, und verweigert es; endlich, als Ezzelin immer heftiger in ihn dringt-, verläßt er den Saal. Vom Fieber der Leidenschaft und Wuth ergriffen, schlaflos, von Nache- gedankcn gequält, steht der Fürst von seinen: Lager auf; er fordert einen Trank zur Kühlung; ein paduanischer Edelknabe bringt einen Pokal. Als er ihn an die Lippen setzt, erschallt das Geschrei: es ist Gift in dem Tränke! Bianca, im Nachtgewande, erscheint, flüchtig, den Busen mit

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