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Die Abdankung Kaiser Heinrichs des Vierten : aus dem Trauerspiele: Kaiser Heinrich der Vierte.
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Wir legen eine Arbeit, eine Sorge

Und schweren Ernst auf dich, und möchten uns

Des Dienstes kummerfreien Stand erwerben.

Heinrich.

Das Reich ist frei, es übe seine Wahl;

Denn ich verzichte, lasse hier Würde,

So nur die Zeit der Kriegsverwirrung gab.

Den Kaiser traf ein harter Doppelbann

Der Kirche und des Volks; es ist der Brand,

Den er entzündet, ausgelöscht. Er selbst

Erwartet euern Spruch. So laßt mich gehn.

Ich habe manch Geschäft mit mir zu ordnen,

Uud fühle mich nicht werth, noch unerzogen,

Der Königspflicht ein ungewöhnter Schüler.

Schont meiner Jugend, daß sie nicht erröche;

Der Purpur auf der Wange duldet nicht

Den auf der Schulter. Dieser Kreis umfaßt

So viele würdige, thatgestählte Männer,

Der Kraft und Weisheit allerkannte Muster.

Was bin ich unter euch? Gebt mir den Schemel

An eurer Seite, daß ich lernen mag,

Und stellt mich als den letzten in die Reihe,

Wo Werth und Alter gleiche Stelle nehmen.

Rothard.

Du schiebst verschmähend weg, was du genommen, Wofür du selbst mit uns die Waffen trugst?

Heinrich.

Nein, Bischof, nicht für dies ward ich Genoß In diesem Werk. Was war denn unser Ziel? Das deine? Wer erkennt es mehr als du? Das Reich aus des Gebannten Macht zu nehmen, Den Fluch des Einen Haupts von vielen wenden. Es ist gethan. Einst hast du mich gekrönt. Es war nur eme Probe, die ich nicht Bestehen kann; so legt man einem Kinde Lächelnd den Kranz der Braut ins goldne Haar, Die Stirn umbindend, eh' sie vollgereift. Und doch, die Myrthe mag mit hellen Fäden Noch ungebräunter Jugend sich verschlingen,