Fortschritte in der Photographie.
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heit zu präpariren. Nun zeigte die Platte beim Exponiren völlige Klarheit. Hierauf wurde durch Experimente festgestellt, welches Licht die Emulsion vertragen kann; man fand die rubinrote Farbe als die unschädlichste, und jetzt, nachdem die genau richtige Nuance gefunden ist, sind die früher pechdunkeln Kammern wieder freundlich und hell geworden.
Das Verfahren selbst erscheint sehr einfach, fordert jedoch die peinlichste Sorgfalt und die Beobachtung vieler Kleinigkeiten, wenn es nicht mißraten soll. Ein Teil der zu verwendenden Gelatine wird in Wasser gelöst und mit Bromammonium vermischt. In diese erwärmte Lösung wird das Silbernitrat unter sehr sorgfältigem Mischen gegossen. Die Lösung wird milchweiß und zeigt bei der Durchsicht eine rötliche Farbe; es ist die weniger lichtempfindliche Form. Die Emulsion wird daher längere Zeit gekocht, bis sie bei der Durchsicht grünlich erscheint. Darin, daß man die richtige Dauer des Kochens findet, liegt die Hauptschwierigkeit des Verfahrens. Kocht man zu lange, so wird die Emulsion so empfindlich, daß sie verdirbt; kocht man zu kurz, wird sie nicht empfindlich genug. Dennoch sind bestimmte Vorschriften nicht zu geben. Nun wird der Rest Gelatine zugesetzt und die Emulsion in eine Glasschale gegossen. Nach dem Erstarren preßt man die Masse durch Stramin, wodurch sie Nudelform annimmt und wäscht sie, um die löslichen Salze zu entfernen, sorgfältig ans. Sie wird dann nochmals im warmen Wasserbade zerlassen, darauf filtrirt und auf die Glasplatten gegossen. In etlichen Stunden sind die Glasplatten trocken und haben, gut aufbewahrt, eine fast unbegrenzte Dauerhaftigkeit.
Neuerdings ist das Verfahren eingeführt worden, die Empfindlichkeit der Platten durch Ammoniak hervorzurufen oder zu erhöhen. Sehr in Aufnahme gekommen ist auch die Audrasche Methode, welche es ermöglicht, die Platten bei Tageslicht zu präpariren. Diese scheinbare Unmöglichkeit wird durch Zusatz von ein wenig doppelchromsauern Kali beseitigt. Es ist schon längst bekannt und bildet die Voraussetzung zum Beispiel auch des Kohlendruckverfahrens, daß Leim, Zucker, Gummi und andre Stoffe, wenn sie in Mischung mit doppelchromsauern Kali dem Lichte ausgesetzt werden, eine unlösliche Verbindung eingehen. Im Audraschen Verfahren ist also das Chrom gleichsam der Lichtwächter, welcher jeden schädlichen Lichtstrahl beseitigt, indem er den Lichteindrnck unlöslich macht. Natürlich muß das Chrom vor der Fertigmachuug der Platten wieder ausgewaschen werden.
Dies Trockenplattenvcrfahren ist sowohl für den Photographen von Fach wie auch ganz besonders für den Dilettanten von großem Vorteil. Jetzt ist eine Teilung der Arbeit möglich. Der schwierigere Teil der Arbeit wird von Fabriken übernommen, welche in großem Maßstabe mit besten Einrichtungen und erfahrenem Personal arbeiten. Man bestellt sich die fertige Platte, kann versichert sein, korrekt arbeitendes Material zu erhalten und braucht nur zu exponiren und hervorzurufen^ Und in der That wachsen jetzt die Trocken-