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Sachsens Kunstleben im sechszehnten Jahrhundert.
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Sachsens Aunstloben im sechzehnten Jahrhundert.

Meister in Nürnberg niedergelassen hatte, also zu einer Zeit, wo Kaiser Maxi­milian noch lange nicht an ihn dachte, war es Friedrich der Weise, der ihn mit umfangreichen Aufträgen bedachte. Da sich Friedrich vom Oktober 1494 bis zum Juni 1501 wiederholt in Nürnberg aufhielt, hatte er wahrscheinlich früh den jungen Meister persönlich kennen gelernt, und den ersten Berührungspunkt wird vielleicht das treffliche Porträt gegeben haben, das kürzlich für das Berliner Museum angekauft worden ist. Das erste Bild, welches Dürer bald nach seiner Heimkehr von der Wanderschaft in die Schloßkirche zu malen hatte, zeigt die Madonna in blauem Gewände, wie sie das Christ­kind anbetet, das schlafend auf einem Kissen vor ihr liegt und dem ein Engelein mit einem Wedel die Fliegen abwehrt; auf den Flügeln stehen die Heiden Hei­ligen Antonius und Sebastian, oben abermals von Engeln umschwebt. Bald darauf, im Jahre 1602, arbeitete Dürer einen zweiten Altar, der im Haupt­bild die figurenreiche Kreuzigung Christi, im Hintergrunde Jerusalem an der Seeküste vorführt, während man auf den Flügeln innen die Kreuztragung und die Erscheinung Christi vor Magdalena, außen die lebensgroßen Heiligen Se­bastian und Rochns bemerkt. 1504 vollendete er die Anbetung der Könige, eins seiner trefflichsten Werke, 1508 dieMarter der Zehntausend unter König Sapor II.," ein Bild, das ihm Gelegenheit bot, mannichfach bewegte nackte Fignren in gewagten Verkürzungen darzustellen und für das er vom Kurfürsten 280 Gulden erhielt.

Außer Cranach und Dürer arbeitete für die Schloßkirche auch der große Augsburger Meister Hans Burgkmair. In einer Kammerrechnung von 1505 heißt es:81 fl. für 1 Tafel gen Wittenberg, darauf S. Veit und S. Sebastian und mehrere andre Märtyrer gemalt sind, dem Maler zu Augsburg Hans Purkman." Dieses Bild, ursprünglich ein Diptychon, jetzt auseinandergesägt, gehört zu den frühesten Arbeiten Burgkmairs und zeigt uns diesen als einen Dürer beinahe ebenbürtigen Meister. Die eine Tafel stellt Christophorus mit dem Jesuskinde auf der Schulter und den heiligen Veit dar, die andre den heiligen Sebastian und den Kaiser Maximilian unter einem Portale. Friedrich der Weise ist also auch als einer der frühesten Gönner Burgkmairs zu be­trachten, eines Meisters, der damals gleich Dürer noch ganz im Beginne seiner ruhmreichen Laufbahn war.*)

Im Jahre 1605 erhielt außer Burgkmair auch ein Maler Christoph von München, der bei Cranach arbeitete, mehrere Zahlungen. Über die niederlän­dischen, italienischen und französischen Bilder der Kirche ist nichts näheres be­kannt. Als dargestellte Gegenstände werden nur noch angeführt: Christi Er-

*) Diese Beziehungen Burgkmairs zu Friedrich dem Weisen waren bisher unbekannt und sind auch von mir in meiner Biographie Burgkmairs (Zeitschrift fiir bildende Kunst 1884, Heft 11 und 12) noch nicht beachtet worden.