Gin Franzose über Bismarcks Politik.
n einer Besprechung von Moritz Buschs zuletzt erschienenem Buche „Unser Reichskanzler" zeichnet ein französischer Kritiker, G. Valbert, seinen Lesern das Bild, welches er sich nach den Mitteilungen jenes Buches von dem deutschen Kanzler gemacht hat.*) Dieses Bild beruht zum Teil auf ungenauem Verständnis, zum Teil auf Nichtbeachtung wichtiger Züge und Striche der Studien, die Busch zusammengestellt hat, ist auch hin und wieder durch den Haß und Verdruß entstellt, den der Franzose begreiflicherweise empfindet, wenn er dem Staatsmanne gegenübersteht, welcher Deutschland und Frankreich auf die ihnen von Rechtswegen gebührende Stelle im Kreise der Nationen versetzt hat. Andrerseits ist anzuerkennen, daß der französische Kritiker bisweilen tiefer geblickt hat als mancher deutsche Beurteiler des Buches und seines Gegenstandes, und daß er in verschiednen Beziehungen das richtige trifft, in andern wenigstens nahe dabei ist und nur, weil er durch ein sich vordrängendes Vorurteil verblendet wird, mehr oder weniger sieht und in sein Bild hincinzeichnet als die Wahrheit. Wir denken dabei vorzüglich an gewisse Stellen seines Aufsatzes (S. 698 bis 701), in denen die Politik Bismarcks als eine mit sehr einfachen Mitteln operirende, als eine Politik des gesunden Menschenverstandes, als reines Rechnen mit den Thatsachen, nm es kurz zu sagen, als „Bauernpolitik" aufgefaßt wird. Lassen wir Herrn Valbert mit dem Vorbehalt, ihn zu rektifizircn, einzuschränken und zu ergänzen, selbst sprechen:
Was uns betrifft — sagt er —, so bewundern wir an ihm am meisten die bedeutende Rolle, die bei seinen Talenten und in seinen Verhaltungsregeln der
*) Die sehr ausführliche Besprechung steht im Aprilhefte der Rsvus Äss äsnx Nonäss, S, 697 ff.
Grcnzbotcn IV. 1384. 1