Herrn von Hartmanns neueste philosophische Ltappe,
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Äquivalente, die Umsetzung der Wärme in Kraft), das kann doch schließlich kein Mensch mit gesunden Sinnen mehr bestreikn. So läßt sich denn auch der empirische Pessimismus, um die Hartmannsche Phrase einmal zu aeeeptiren, d. h. die Einsicht, daß diese Welt wirklich voll Übel uud Elend, daß sie ein Jammerthal ist, induktiv erschließen und ist stets von allen erschlossen worden, welche die Augen offen hatten; aber was hat denn überhaupt Metaphysisches, d. h. Nicht- crfahrungsmäßiges, für Bedeutung beim Jnduziren? Was kann dieser Hartmannsche „metaphysische Monismus" — der, wie wir sahen, gar kein Monismus ist, sondern eher an Cartesius erinnernder vorkritischer Dualismus — was kann diese hohle Phrase für induktive Kraft haben? Hätte sie aber wirklich solche, wie könnte jemand, der von Herrn von Hartmann bis zu jener induktiven (soll Wohl heißeu „induzirten"?) Spitze sich hat herangängeln lassen, mit einemmale hier abbrechen und dem Meister den Gehorsam verweigern? Man sieht, auch das „induktiv" ist bei Hartmann wieder eine kopflos in die Welt geschleuderte Phrase.
Einst lehrte unser Philosoph, daß die durch ihn zum Pessimismus bekehrte Menschenwelt oder eine auf sie im Laufe der Zeit noch folgende „höhere Tier- klcisfe" auf Erden oder „auf einem andern Gestirn" einmal werde die Vernichtung der grundschlechten Welt beschließen müssen, und daß die Welt infolge dieses Beschlusses wirklich zusammenbrechen werde (Philosophie des Unbewußten,
XIII); jetzt aber kann er trösten, daß „bei" ihm der metaphysische Pessimismus und das schließliche Erlöschen des Weltprozesscs etwas sei, was uns Menschen in den nächsten Jahrtausenden praktisch noch garnichtS angehe, also sozusagen bloß eine theoretische Dvktvrfrage (8io!) darstelle; er mahnt, sich nicht darum zu bekümmern, „wohin die Vorsehung den Weltprozeß nach unabsehbarer Zeitferne lenken werde." Nun soll man den über die Jahrtausende in unabsehbare Zeitferne sicher hinausschauendcn Philosophen bloß für einen Doktor uud nicht für einen Propheten halten! Aber wieder Vertröstung mit der Vorsehung, während das große „Unbewußte" abgesetzt ist. Wer au die Vorsehung glaubt, der ist so schon getröstet; aber nnr weil Hartmanu als neumodischer großer Philosoph die Vorsehung leugnete, kam er auf den tollen Gedanken der „Welterlösung" durch Selbstvernichtung. Ist das Unbewußte wieder dnrch die alte, bekannte Vorsehung ersetzt, so ist ja das Hartmannsche Philvsophiren ganz gegenstandslos geworden; wozu daun noch der Lärm? Die „Philosophie des Unbewußten," womit er die Welt geneckt, ist abgethan, also auch ihre letzte tolle Konsequenz, da bedarf es keiner Tröstung und Beruhigung weiter. Aber es wiederholt sich alles unter der Sonne, auch eiu Rvbespierre ließ einst durch den Konvent das „Dasein eines höchsten Wesens" wieder beschließen, als man des Vernunftknltns überdrüssig geworden war.
Znm Schlüsse schreibt der einstige Philosoph des „Unbewußten," der, mit der Zeit von sich selbst abgefallen und beim vulgären Vorsehungsdeismus aw
Grcnzbvten III. 1384. IS