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Die Grundgedanken der auswärtigen Politik Gladstones.
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Die Grundgedanken der auswärtigen Politik

Gladstones.

n der Pfittgstwoche liefen im Auswärtigen Amte zu London er­freulich lautende Nachrichten aus dem Sudan ein. Ein Angriff Osman Digmas auf Suakin war ohne Mühe abgeschlageu worden, Berber hielt sich gegen die Insurgenten noch, und der dort be­fehligende Pascha hatte verschiedene kleine Siege über ihre Scharen erfochten, von Dongola und Kassala wurde ähnliches gemeldet, endlich behauptete sich auch Gordon in Chartum gegen den Mahdi, dem in Darfur ein Konkurrent entgegengetreten sein sollte. Der letztere scheint nur eine Fata Mvrgana der sndanischen Wüste zu sein, ein Prophet, der nur unter den englischen Liberalen Gläubige findet, die in ihrer Verlegenheit etwas derart dringend bedürfen und ersehnen. Mit größerer Bestimmtheit tritt dagegen die Behauptung auf, daß in der Konfcrcnzfrage noch nicht die von Gladstone gewünschte Verständigung mit Frankreich erreicht sei. Jener sei, so wird berichtet, zwar zur Annahme der Ferryschen Bedingungen geneigt gewesen, die im wesentlichen darin bestanden, daß England sich verpflichte, Ägypten binnen drei Jahren zu räumen und in­zwischen in die Einsetzung einer aus Vertretern aller Großmächte gebildeten Kvntrolbehörde willige. Natürlich aber ist die öffentliche Meinung in England gegen so weitgehende Nachgiebigkeit, und um nicht zuletzt allen Boden zu ver­lieren, soll der Premier seine Ansicht geändert und nach Paris tclegraphirt haben, er brauche wenigstens fünf Jahre, um am Nil Ordnung zu stiften. Noch sicherer ist, daß ein Artikel der radikalen I'orwis'b.tl/ L,6vi<zv, der im Junihcft dieser Zeitschrift erschien und das allgemeinste Anfsehen erregte, wenn er nicht Gladstone selbst znm Verfasser hat, wenigstens von ihm eingegeben oder ihm in seinen Hauptstellen abgelauscht ist, da er nach allem, was wir von dem leitenden Minister der Königin Viktoria wissen, die politischen Grundanschauungcn desselben, seine Sympathien und Antipathien und die Ziele seines Thuns und Lassens der jetzigen Weltlage gegenüber mit dankenswerter Deutlichkeit zusammen­faßt und ausspricht.

Da der Artikel mit dieser seiner Eigenschaft sehr lehrreich und von bleibender Bedeutung ist, so lassen wir eine ausführliche Analyse desselben folgen und bitten, dieselbe für die Zukunft im Gedächtnis zu behalten. Wir haben allen Grund dazu: es wird uns manches sonst unbegreifliche erklären und uns vor Irrtümer» und Euttäuschungen bewahren. Der Aufsatz führt den TitelDie auswärtige Politik Englands," und sein Gedankcngang ist etwa folgender.