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Die Lngel auf Lrden.
Moschillo schien durch ein leises Bellen Ja sagen zu wollen. Gut! Wir haben uns verstanden. Da!
Der Hund faßte mit seinen derben Zähnen den Henkel des Korbes und lief nach der Thüre. Paul reichte seiner Schwester den Arm, und so gingen sie hinweg. Moschillo hatte wirklich seine unruhige Lebhaftigkeit abgelegt und trabte einige Schritte vor den beiden her; wenn er zu sehr voraus war und der Raum zwischen ihm und dem Herrn zu groß wurde, so blieb er stehen, blickte um und wartete, bis die frühere Entfernung wiederhergestellt war.
So kamen sie nach Magdaleuens Hütte. Adele war die erste, welche hier eintrat, sie nahm dem Hunde den Korb aus den Zähnen und stellte ihn auf den Tisch. Paul blieb auf der Thürschwelle stehen und genoß mit einem unbeschreiblich wonnigen Gefühle das Schauspiel, welches sich jetzt seinen Blicken darbot.
Eine dritte mitleidige Seele war ihnen bereits in dem Werke der Barmherzigkeit zuvorgekommen. Nina, dicht neben der Kranken stehend, hatte ihr die rechte Hand überlassen, und die Kranke drückte diese Hand und warf auf ihre Wohlthäterin den Blick der innigsten Dankbarkeit; auf der andern Seite der vornehmen Dame hatte die auf den Knieen gleichsam im Gebet versunkene alte Mutter sich der linken Hand bemächtigt, um sie in feurigster Aufwallung mit Küssen zu bedecken. Rina schien der Engel des Trostes zu sein, von Gott gesandt, um die Schmerzen und das Elend dieser Menschen zu mildern.
Das Lager der Kranken war mit frischer Wäsche überzogen, die Kissen, auf denen sie lag, waren blendend weiß; vor ihr auf dem Bette saß ihr Knabe, dem ein in Eile zurecht gemachtes Kleidchen Guidos das jämmerliche Aussehen, welches seine Lumpen am Tage vorher gewährt hatten, benommen hatte.
Der Fieberanfall der Kranken war vorübergegangen, und das Mitleid und die Verzeihung der Mutter, Rinas Hilfe und ihre frommen Worte hatten ihre Seele wieder etwas aufgerichtet. Die Heimatsluft in der noch immer so heißgeliebten Stätte, ihre Kindheit und vor allem die Liebe zu dem unschuldigen Geschöpf, welches ihr der Herrgott gegeben hatte, hatten wieder den Wunsch zum Leben in ihr geweckt, und der Arzt, der schon am frühen Morgen gekommen war, um sie zu besuchen, hatte versichert, daß sie wieder gesund werden würde. Sie aber fühlte, daß sie ihr Leben und ihren Herzenstrost lediglich der jungen Dame zu verdanken habe, welche durch ihre demutsvolle Schönheit, ihren friedlichen Blick die elende Hütte zu verklären schien.
Als Rina die Alte zu ihren Füßen sah, gebot sie ihr aufzustehen und die ihr von der Dankbarkeit eingegebenen Worte, welche ihr übertrieben erschienen, zu unterlassen, und da in diesem Augenblicke Adele eingetreten und Pauls Gestalt auf der Schwelle der Thür erschienen war, so wurde ihr Gesicht über und über rot.
Nachdem auch Adele das, was sie mitgebracht, der alten Magdalene über-