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Die Engel auf Erden : Roman : aus dem Italienischen :
(Fortsetzung.)
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Die Lngel auf Lrden.

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in weit höherm Grade den wohlthätigsten Einfluß auszuüben, sie hat als Tochter, als Liebende, als Gattin, als Mutter das Schicksal der Menschheit und aller menschlichen Individuen in der Hand.

In diesem Augenblicke erschien der Diener mit der Cognacflasche.

Heda! Laß doch einmal sehen, ob das ein wirklicher Sonnenstrahl ist, den man da in Likör abgezogen hat!

Er schenkte sich ein Gläschen ein und hielt es vor die Augen. Das Licht durchleuchtete es mit seinen goldgelben Strahlen und brach sich an den Rändern mit einem Gefunkel, der an einen von der Sonne getroffenen Saphir erinnern konnte. Darauf ließ er seine Zunge gegen den Gaumen schnalzen und schlürfte den Likör mit der größten Aufmerksamkeit.

Paul machte eiue Bewegung mit seinem Kopfe, um die Blicke seiner Schwester und seines Schwagers auf diese originelle Figur zu lenken, uud sagte laut, aber ganz so, als ob sein Freund nicht zugegen wäre: Ihr werdet bald erkennen, welch seltenem Kopfe ich das Glück hatte, zu begegnen. Inzwischen will ich euch, damit ihr sofort eine Idee davon bekommt, erzählen, wie wir miteinander be­kannt geworden sind.

Devannis fuhr zusammen.

Da haben wirs! Ich lege mein Veto ein.

Und ich höre nicht darauf. Ich habe dir schou immer gesagt: Meine Schwester ist die Vertraute aller meiner Schmerzen und aller meiner Freuden soweit solche anvertraut werden können. Und mein Schwager ist die Hälfte meiner Schwester. Geh spazieren oder überlaß dich deinen Gedanken, oder thue, was du willst und achte nicht auf uns.

Nun gut!

Devannis setzte sich mit seinem Sessel weiter zurück, versammelte die Knaben um sich und begann mit ihnen zu spielen, sodaß schon nach kurzer Zeit seine männliche und wohlwollende Stimme von dem hellen, herzlichen, harmo­nischen Gelächter der Kleinen begleitet wurde, Paul warf einen Blick auf die Gruppe lind begann folgendermaßen.

Ich war, wie Ihr wissen müßt, in Mexiko. Es giebt dort eine Mestizen­gesellschaft, welche aus der Kreuzung des allerverdorbensten Abschaums der spa­nischen mit den wildesten und ungesittetsten Elementen der indianischen Rasse hervorgegangen ist. Sie besitzt maßlosen Stolz, kolossale Prahlerei, widerwärtige Trägheit und eine Wildheit, die ebenso groß ist wie ihre Feigheit. Mit dieser Gesellschaft kommt der Fremde sofort, mit dem bessern Teile der Bevölkerung erst spät uud schwer, vielleicht nie in Berührung, übrigens würde es eine schwere Verleumdung sein, wollte man sagen, es gäbe dort nicht ebensogut wie anderswo ehrliche Leute, nur daß die Zahl derselben verhältnismäßig klein ist.

Diese Klasse von Schurken wird nun noch durch ein Kontingent von elenden Glücksrittern vermehrt; es sind ruchlose Kerle von jeder Art, welche das alte