Beitrag 
Notiz.
Seite
214
Einzelbild herunterladen
 

214

Nationalzeitung" immer einen hervorragenden Platz einnehmen; an keinem andern Blatte kann man so genau verfolgen, wie der christlichlibcrale Geist allmählich dnrch den jüdischen verdrängt worden ist.

Es sind weniger die kleinen Blätter als gewisse große, die sich einenvornehmen" Anstrich zu geben wissen, welche unsre Preßzustände illustrireu ümd eine gründliche Reform notwendig machen. Niemand kann eine solche mehr herbeisehnen als der Journalist, der seinen Beruf ernst nimmt und sich der schweren Verantwortung bewußt geblieben ist, die er übernommen, als er sich demhöchsten politischen Lehr­amt" widmete. Niemand hat mehr unter derunwürdigen Abhängigkeit der Publi­zistik von dem Ankündigungswesen" zu leiden als er, der leider nur in den seltensten Fällen in der Lage ist, seiner wahren Herzensmeinung offnen Ausdruck zu geben. Sein Interesse wird thatsächlich nur von Nichtjourualisten vertreten, welche von Zeit zu Zeit ein offnes Wort über unsre Prcßzustäude in eiucm wirklich unab­hängigen Organe verlauten lassen.'") Die sogenannten Chefredakteure, welche am ersten berufen sein sollten, das Interesse ihrer Kollegen wahrzunehmen, sind nur allzuhäufig dem Besitzer der Zeitung geradezu unterthau bei jedem ehrlichen Wort, das sie zu sprechen wagen, laufen sie Gefahr, daß ihnen gekündigt wird. Zu allem, was der Verleger befiehlt, sagen sie Ja und Amen; haben sie doch nur dann Aussicht, im Besitz ihrer gut bezahlten Stelle und der mit derselben ver­bundenen nicht selten erheblichen Bcnefizien zu bleiben.

Dem Zeitungseigentümer nach der Mode ist es in den meisten Fällen darnm zu thun, ein kollegiales Verhältnis zwischen demChef" und den Redakteuren uicht aufkommen zn lassen, da er in dem Znsammenhalten der Mitarbeiter untereinander eine Gefahr für seine Autorität erblickt. Sciu Interesse und das desChefs" scheint ihm am besten gewahrt, wenn unter den Redakteuren immer eine gewisse Spannung obwaltet; dann darf er umso sicherer darauf rechnen, daß seine Ukasc, ohne all­gemeinen Widerspruch zu finden, befolgt werden. An journalistischen Strebern ist ja kein Mangel, sie schwänzeln um dieChefs" herum und sind jederzeit bereit, zum Zeiche» ihrerWohlgcsinutheit" das Opfer des Intellekts zu bringen.

Dein gänzlichen Mangel an Zusammenhalt unter den Berussjonrnalisten, welche ein ernstes Pflichtbewußtsein haben, ist es allermeist zuznschreibeu, daß der Zeitungs­verlag immer mehr in die Hände von Jnseratenspekulanten gekommen ist, daß soviel unwürdige Elemente sich in die Zeitungsredaktionen gedrängt haben und dort zu überwuchert! drohen, endlich daß die Zeitungsschreiber immer mehr aufhören, ge­wissenhafte Chronisten und wohlbefähigte Beurteiler der Zcitbegcbcnheitcn zn sein, und statt dessen Sensationsmacher, Lügenschmiedc und Dcpeschcufabrikanten werden, deren Ideal Georg Beuuett, der Begründer desNcwvork Herald," ist, welcher aus jeder wegen begangener Unverschämtheit ihm applizirten Ohrfeige ein neues Zugmittel für seine Zcitnng zu machen verstand.

Die Hebung des Jonrnalistenstandes zu der sozialen Höhe andrer akademisch gebildeten Bernfsstände ist eine Aufgabe, welche noch lange ihrer Lösung harren wird.

Die Reform sollte naturgemäß von den Mitglieder» des Standes selbst aus­gehen; aber wie ist das möglich in einer Zeit, wo namhafte Vertreter der Literatur, Publizistik uud Politik sich herbeilassen, auf Anregung des Herrn Davidson vom Börseukourier" im Vcreiu mit Herrn Engen Landan, dem bekannten jüdischen Bankier, einenliterarischen Klub" zn gründen, dessen Mitglieder vorwiegend

») Was der Verfasser dieser Nvtiz hier sagt, trifft buchstäblich von unserm ArtikelEin Wort an die Presse" zu. D. Red.