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Kaiser Maximilian I. als Kunstfreund :
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Kaiser Maximilian I, als Uunstfreun!».

dem Stil sechsundzwanzig Künstler unterscheiden. Ob sich darunter einer der bekannten Augsburger oder Nürnberger Zeichner verbirgt, muß unentschieden bleiben. Künstlerisch sind die Bilder vvn sehr verschiedenem Werte. Am an­ziehendsten sind die Mummereien, bei denen Luxus und Pracht in Kostümen und Geräten verschwenderisch gezeigt werden konnte.

Die drei bisher genannten illustrirten Prachtwerke waren sämtlich historisch angelegt gewesen, hatten sämtlich das Lebe» Maximilians verherrlicht; der Theuerdank" hatte seine Brautfahrt um Maria vvn Burgund, derWeißkunig" seine Lebens- und Regierungsgeschichte, derFreydal" seine Turniere und ritter­lichen Kämpfe behandelt. Außer diesen Prachtwerken bereitete der Kaiser aber ferner zwei Holzschnittfolgen vor, die ohne jeden historischen Hintergrund nur seiner Verherrlichung dienen sollten.

Er hatte vou den antiken Triumphbogen gehört, den^rcuu tnniuxlralö«, so vor alten Zeiten den römischen Kaisern in der Stadt Rom aufgerichtet waren, deren etliche zerbrochen sind und etliche noch gesehen werden." Er hatte serner vvn den Triumphzügen der alten römischen Imperatoren gelesen, vielleicht mit Bewunderung Kupferstiche nach Mantegnas Triumph des Cäsar und des Scipiv betrachtet. Sofort war er für Triumphbogen und Triumphzüge Feuer und Flamme. Auch er wollte sich einen Triumphbogen errichten, auch er wvllte seinen Triumph darstellen lassen. Auf diese Weise entstanden zwei große Holz­schnittfolgen: der Triumphbogen des Kaisers, die sogenannteEhrenpforte," uud seinTriumphzug."

Der Gelehrte, welcher um 1512 mit der Anfertigung des wissenschaftlichen Entwurfes zurEhrenpforte" betraut wurde, war Johannes Stabius, der Künstler, der diesen Entwurf auszuführen hatte, Albrecht Dürer. Wieweit Stabius eine richtige Vorstellung von einem römischen Triumphbogen hatte, läßt sich nicht bestimmen. Sicher ist, daß derselbe unter Dürers Händen eine recht phautastische Gestalt annahm, sodaß er nur wenig einem wirklichen Triumphbogen ähnelt. Das Ganze hat die hohe, steile Giebclform des deutschen Renaissaneehauses; an den Seiten stehen zwei Rundtürmc, die an Treppentürmc französischer Schlösser erinnern; abgeschlossen und gekrönt wird das Ganze von Kuppeln, die vene­zianische Kirchenkuppeln nachahmen. Im untern Stockwerk sind drei Thore angebracht. Das große mittlere Hauptthor ist diePforte der Ehre und Macht," daneben sind zwei kleinere Scitenthore, diePforte des Lobes" und diePforte des Adels." Zwischen und über ihnen ist dann Raum für allen möglichen ge­lehrten und künstlerischen Zierrat. Das hvhe Wandfeld über dem mitteren Thore ist mit dem Stammbaumc des Hauses Osterreich geschmückt, zu vberst thront der Kaiser, von Siegesgöttinnen umschwebt, und darunter seine Nachkommen; ringsum sieht man die Wappen der ihm untergebenen Provinzen. Über den beiden kleineren Seitenthoren sind auf vierundzwanzig Feldern Darstellungen aus den Geschichte Maximilians mit erklärenden Versen von Stabius sichtbar. Es ist