Notiz.
Zwei für Bestencrnng geeignete Gegenstände, Die schon seit Jahren vvn dem Fürsten Bismarck vertretene Ansicht, dc>ß wir das System der direkten Stenern beschränken und nach dem Beispiel andrer Länder in höherem Maße das System der indirekten Steuern ausbilden sollen, hat im Lanfe der Zeit mehr und mehr Anhänger gewonnen. Die Schwierigkeit liegt nur in der Anffindnng geeigneter Stencrgegenstände, Im Prinzip ist man anch darüber kaum uneinig. Es gilt, Dinge anfznfinden, die einem allgemeinen Gebranch unterliegen, einein Gebrauch, der aber doch anch ohne Schaden eingeschränkt werden kann. Naturgemäß hat man dabei zunächst die allgemein verbreiteten Genußmittcl ins Ange gefaßt. Nur über die Wahl unter diesen brennt der Streit, Von der einen Seite bezeichnet man Tabak und Bier, vvn der andern Branntwein und Zucker als die vorzugsweise zu besteuernden Gegenstände, Wir wollen auf diesen Streit hier nicht eingehen. Wir wollen noch weniger die Frage erörtern, ob nnd in welchem Maße überhaupt neue Steuern aufzulegen seien, Nnr für den Fall, daß man neue Steneranflageu als notwendig erkennen sollte, möchten nur die Aufmerksamkeit auf einige Gegenstände lenken, welche, wenn sie anch nicht viele Millivneu au Stcueru ciubrächteu, doch nicht ganz unergiebig sein dürften und ihrer Natur nach vvrzngsweise zu eiuer Besteuerung sich eignen würden.
Der eine dieser Gegenstände ist das Strcichfenerzeug, Wenn wir erwägen, mit welchen Schwierigkeiten wohl die Menschheit Jahrtausende lang zu ringen hatte, nm sich nach Belieben die „wohlthätige Macht des Feuers" zu verschaffen, ja wie selbst noch unsre Väter ans das mühselige Feuerschlagen mit Stein, Stahl und Schwamm angewiesen waren, so erkennen wir erst die Wohlthat, welche dem gegenwärtigen Geschlecht durch die erst seit dreißig Jahren gemachte Erfindung des Streichholzes zuteil geworden ist. Wir uutzeu diese Wohlthat iu der Weise, daß wir mit dem Gebrauche höchst verschwenderisch nmgehen. Das Streichholz ist so wohlfeil, daß sich niemand scheut, anch wv es garnicht nötig wäre, ein solches anzustreichen. Der Fidibus, mit dem mau svust anzündete, ist fast gänzlich verschwunden; er wird durch das Streichhvlz ersetzt. Aber nicht allem verschwenderisch, sondern anch sorglos wird mit dein Streichholz umgegangen. Wie oft liest man nicht in den Zeitungen, daß hier nnd dort ein Brand nnsgebrvchen, „weil Kinder mit Streichhölzern gespielt haben," Bei dieser Sachlage würde eine Besteuerung, welche den Preis des Streichfenerzeuges vielleicht auf das Doppelte erhöhte, auch abgesehen von dem finanziellen Nutzen für den Staat, wirtschaftlich geradezu eine Wohlthat sein. Niemand würde natürlich da, wo er es wirklich nötig hat, sich vvn dem Gebrauche des Streichholzes durch die Steuer abhalte» lassen. Aber es würde vielleicht der jetzt damit getriebenen Verschwendung Einhalt gethan werdeu, nnd die hieraus hervorgehende Ersparnis würde allein schvn einen erheblichen Teil der Steuer decken. Noch viel erfreulicher aber wäre es, wenn eine solche Steuer die Folge hätte, daß man sorgsamer das Feuerzeug aufbewahrte, daß nicht Eltern dasselbe offen liegen und es znin Spielzeug nnfngtreibender Kinder werden ließen. Die dadurch vermiedenen Feuersbrünste würden nicht minder eine zur Deckung der Stener beitragende Ersparnis sein. ,