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internationalen Beziehungen und eine größere Gefahr für die europäischen Interessen in Ostasien ein, als der „auf Annam beschränkte Krieg/' den Frankreich bisher schon Monate lang geführt hat.
Fortschritte der sozialpolitischen Debatte.
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in kurzer Blick auf die „Haider Thesen" genügt, um den ultramontanen Vorwurf, daß in ihnen die Rechte der Kirche verlengnct wurden, und zwar auf Kosten der staatlichen Allmacht, zu widerlegen. Merkwürdigerweise behandeln diese Thesen, wie schon bemerkt, eigentlich uur eine der vom Fürsten Löwensteiu auf dem katholischen Kongreß angeregten Fragen; sie beschränken sich ans die Arbeiterfrage (welche doch, im weiteren Sinne wenigstens, anch die Handwerkerfrage umfaßt), und die Wnchcrfrage blieb ganz beiseite — wir fürchten fast, um ja nach keiner Seite hin Hörner oder Zähne zu zeigen. Ohne Zweifel hat man erkannt, daß man mit Berührung dieser Frage sich alsbald im Fahrwasser des Antisemitismus befunden haben würde; und gegen dergleichen ertönten ja nicht bloß ans dem Frankfurter Kougressc aus dem ultramontanen Lager ernstliche Verwahrungen. Wenn man übrigens weiß, daß der zweite Direktor einer Hypothekenbank (der Dr. Steinle ans Frankfurt, der sich gern „von" Steinle nennt) bei den Haider Beschlüssen mitgewirkt hat, nachdem er bereits vorher mehrfach Verwahrung gegen die Annahme antisemitischer Tendenzen innerhalb der ultramontancn Kreise eingelegt hatte, so kann man sich nicht mehr verwundern, daß die Wnchcrfrage anch von der Versammlung in Haid mit großer Behutsamkeit unigangen wnrde. Was dagegen die Gruudcutlastuugs- oder die Agrarfrage anlangt, so ist sie auf einer spätern Versammlung in Salzburg erörtert worden und hat ebenso zur Aufstellung von Thesen geführt. Lassen sich aber in den Haider Thesen, wenn anch im dunkeln Hintergrnndc und fast ganz verwischt, die Anschauungen des Pater Weiß, des Verfassers der Apologie deö Christentums, erkennen, so treten in den Salzbnrger Thesen schon klarer die agrarischen Anschauungen des Redakteurs Jäger in Speyer zu Tage, wie er sie in seiner „Agrarfrage der Gegenwart" zum Ansdrnck brachte.
Diese beiden Thcscnreihen bilden also den Angelpunkt des sozialwirtschaftlichen und sozialpolitischen Programms, das nun nach der Meinung ihrer Ur-