Notizen.
213
sündigen keine Gelegenheit fanden, und so schweben sie in ihrer nichtssagenden Existenz mit derselben Leichtigkeit zum Himmel empor, mit welcher sie ihre irdische Laufbahn durchmcssen hatten — ohne Hindernis, ohne Anstoß, mit Zügen ewig lächelnder Gleichgiltigkeit, Sie empfinden es nicht iu ihrem sanften Emporsteigen, daß der Gottrichter für sie kein Auge hat, daß ihm jene Tugeudhelden, für welche die Tugend eine billige Waare ist, ohne Interesse erscheine». Ihr Paß ist in Ordnung, und so öffnen sich ihnen mühelos die Pforte» des Paradieses, während jene Sünder, ob sie gleich verzweifelnd in den Abgrund gestoßen werden, doch das Auge der Gottheit fühlen, das sie zornblitzcnd so schwer trifft. Von der Hand Gottes war der Stahl geführt, den Oswald in seiner Brust fühlte; war er auch verwundet und schwer getroffen worden, ein göttlicher Funke war es, der das Feuer entflammte, an dem er zn Gruude giug. Und Oswalds Ange glitt auf den Zug des Todes, den er gleich nach dem für ihn so schmerzlichen Verlauf des Festes bei Genöve unmittelbar vor seiner Staffelei angebracht hatte, um jederzeit an den erlösenden Mittler erinnert zu werde». Wie zuversichtlich schreitet das Totengerippe seinem Ziel entgegen. Es sieht sich nicht um nach denen, welche ihm folgen; es weiß, daß es nicht allein geht, daß dem Lockruf der Glocke niemand widerstehen kann. Wie beneidenswert der Jüngling, für den das Mädchen beim ewigen Abschied doch noch eine Thräne hat; aber freilich, sie wird gleich trocknen, wenn sich jemand findet, der nicht bloß im Händedruck nnd in feuchten Angen seine Liebe zeigt. Doch auch der Tod kennt keine Gerechtigkeit; treulos lockt er die Kinder au sich von dem Schoß der liebenden Mutter, er entreißt die verzweifelnde Sünderin, noch ehe sie zur Reue gelangt; er rafft das blühende Leben dahin, das sich eben zur volle» Thätigkeit entfalten will. Geht auch i» dem lange» Tvte»zuge, der sich in der unendlichen, nebelhaften Ferne verliert, Hoch »nd Niedrig, Arm nnd Reich ohne Unterschied nebeneinander, so ist es doch nnr der Zufall, der sie zusammenfügt. Das arme Weib, dem Mann nnd Kinder dahingestorben sind, das einsam und hülflvs, verwaist und schwerbeladen zurückgelassen ist, vergebens bittet es den Tod um Erlösung von den großen Qualen. Herzlos läßt er die Arme am Weg und ist für ihre Schmerzen taub.
elio pro3xmit,s,äg vi na lasoikti, 0 illnrtv, wsäieins, ä'oxni pvna Lsn! vivni Ä dsroi oms.i I'ultirns, osns.
So ist es auch ihm! Auch seiner erbarmt sich der Tod nicht, auch ihn läßt er nm Wege. Soll er ihn freiwillig aufsuchen, soll er sich iu das ewige Nichts stürze», wo ihm nicht einmal die Empfindung des Schmerzes zurückbleibt, der ihn doch auch an das genossene Glück erinnert? (Fortsetzung folgt.)
Notizen.
Eine nltramontane Lohntheorie. Vor kurzem ist ein Schriftchen erschienen: Die Gesetze für Berechnung von Kcipitnlzins und Arbeitslohn. Von Fr. Albert Maria Weiß, 0. (Freiburg im Breisgau, Herdersche Buchhandlung, 1383). Der Verfasser desselben, der sich selbst als?mtsr Oi-ctims ?l'g.gaieg,tornm bezeichnet, lebt in Graz, gehört dem Dominikanerorden an und gilt innerhalb seiner Kirche als ein Vertreter der strengern Richtung. Er hat vor kurzem ein vielbändiges Werk „Apologie des Christentnms vom Standpunkte der Sittcnlehre" vollendet, welches in kirchlichen Kreisen hohes Ansehen genießt. Das