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Levin Schücking.
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Die Publikationen der Berliner Museen.

werden uns nicht vorgeführt, sondern es wird nns bloß berichtet, daß sie statt­gefunden haben. So drängt sich jenes rein prosaische, journalistische Referir- element, welches in der modernen Belletristik eine so ärgerliche Breite erlangt hat, auch in dies gehaltvolle Buch Schückings herein.

Das Beste, was der Schriftsteller in seinen letzten Lebensjahren geschrieben hat und was seinen Namen jedenfalls erhalten hilft, sind die mchrerwähuten Erinnerungen" des eignen Lebens. Wer außerdem »ach Zeugnissen eines innern Daseins verlangt, welches neben der Arbeit des Tages sich fortspann und dem Dichter die Frische erhielt, die fast bis zuletzt in seinen Arbeiten waltet, der sei an die unbeachtet gebliebenenGedichte" Schückings (1846) und au das dramatische GedichtEin Redekampf in Florenz" (1854) erinnert. In den er­folglosen Werken gewisser Naturen erhalten sich oft Eigenschaften und Elemente, die in den erfolgreichen entweder ganz verschwunden oder doch, wie es in Schückings letzten Erzählungen oft der Fall war, allzusehr verflüchtigt sind. Nach seinem Tode, dünkt uns, hat ein Autor wie dieser immer das Recht, in seiner Totalität erfaßt und darum auch diejenigen Schöpfungen beachtet zu sehen, mit denen er in Literaturgeschichtsabrissen und Konversationslexicis nichtrubrizirt" ist.

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Die Publikationen der Berliner Museen.

as Jahr 1878 bezeichnet einen folgenreichen Wendepunkt in der Geschichte der königlich preußischen Kunstsammlungen. Am 19. No­vember erließ der Kronprinz in Stellvertretung seines kaiserlichen Vaters das neue Statut, welches die Befugnisse der Abteilungs­direktoren feststellte und überdies Präzise Bestimmungen über die Kommissionen von Sachverständigen und die Verwendung der Fonds enthielt, welche im Etat der Museen zur Vermehrung der Sammlungen ausgeworfen sind. Kurz vorher war der Geheime Regierungsrat Dr. Schöne, bisher vor­tragender Rat und Dezernent für Kunstangelegenheitcn im Kultusministerium, in der wissenschaftlichen Welt als feinsinniger und geistvoller Archäolog wohl­bekannt, mit der Führung der Geschäfte eines Generaldirektors betraut worden. Diese Maßregeln bezeichneten einen völligen Bruch mit der Vergangenheit. Wäh­rend bisher die Stelle eines Generaldirektors als Sinekure für einen schön­geistigen Hofbeamten galt, welcher sich auf einigen Vergnügungsreisen nach Italien ein gewisses Quantum von Touristenweisheit augeeignet hatte, trat