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Georg Waitz : zum 9. Oktober 1883.
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Georg lVaitz.

Zum 9, Gktober ^833.

n stiller Zurückgezogenheit begeht Georg Waitz heilte die siebzig­jährige Wiederkehr seines Geburtstages, Jede öffentliche Feier, die seine Schüler planten, hat er mit der tiefen Bescheidenheit, die ihm stets in Bezug auf die eigne Person innegewohnt, ab­gelehnt. Und wohl begreifen wir es, daß man an einem solchen Tage ruhige Einkehr in sich selbst hält, an solchem Tage, wo man zurückschaut auf ein langes, gesegnetes Leben, das nach dem Bibelworte köstlich gewesen, weil es Mühe und Arbeit gewesen. Dem alten Schüler aber sei es vergönnt, zu diesem Tage auch öffentlich Zeugnis abzulegen von des Meisters Lehren und Wirken.

In den Nordmarkcn dentschen Landes, in Flcnsburg, ist Waitz geboren. Schon auf der Schule empfing der Knabe dauernde Anregung für sein späteres Studium; die Schulbibliothek, au deren Ncuorduung er teilnehmen durste, war nicht arm an historischen Büchern, der Lehrer, der den Geschichtsunterricht in der Prima gab und selbständige Forschungen in der römischen nnd nordischen Geschichte angestellt hatte, hat entschieden bedeutenden Einflnß geübt.Am meisten so gesteht Waitz selbst hat Niebuhrs Römische Geschichte schon damals auf mich gewirkt: sie hat mich wohl vorzugsweise zu dem Entschuß gebracht, mich auf der Universität historischen Studien mit Vorliebe zu widmen, während die Jurisprudenz, deren hohe Wichtigkeit zunächst für die Erkenntnis der rö­mischen Geschichte mir gerade auch iu Niebuhrs Arbeiten entgegentrat, das Hauptfach sein sollte." Diese tiefe Bewunderung von Niebuhrs römischer Ge­schichte hat dann Waitz anch seinen Schülern einzuflößen gewußt, in einer seiner Vorlesungen, Einleitung in die deutsche Geschichte, führte er das Buch mit warmen Worten an; wenn es auch unmittelbar nicht die Forschung auf dem Gebiete deutscher Geschichte beeinflußt habe, so habe man hier doch zum erstenmal ge­sehen, wie ein Meister der Kritik erstanden, der schonungslos mit dem Schutt der Jahrhunderte aufgeräumt, aber zugleich in schöpferischer Kühnheit, indem er sich ganz in seine Aufgabe versenkt und in seinem Geist sich die Verhält­nisse aller entschwundenen Zeiten wiedcrgebären läßt, neu aufgebaut habe: das römische Volksleben in seiner Totalität. Waitz äußerte wohl einmal zu seinen Schülern:Ein ordentlicher Historiker muß wenigstens aller halben Jahre Niebuhrs römische Geschichte von neuem durchlesen."

Und doch war es nicht das Studium der Jurisprudenz und, wie man vielleicht erwarten sollte, das des römischen Rechts, das den jungen Mann, der sich 1832