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Eine unbekannte Schrift Luthers über die Musik.
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ich nicht zufrieden; denn die Musica ist eine Gabe und Geschenk Gottes, nicht ein Menschengeschenk. So vertreibet sie auch den Teufel und macht die Leute fröhlich. Man vergißt dabei alles Zornes, Unkeuschheit, Hoffahrt und andre Laster. Ich gebe nach der Theologie der Musica den nächsten looum und höchste Ehre!" Und an einer andern Stelle:Der Teufel ist ein trauriger Geist und macht traurige Leute, darum kaun er Fröhlichkeit nicht leiden: daher kommts auch, daß er vor der Musica aufs weiteste flieht, bleibt nicht, wenn mau singt, besonders geistliche Lieder. Also linderte David mit seiner Harfe dem Saul seine Anfechtung, da ihn der Teufel plagte."

Als der genannte Johann Walther, Luthers treuer Gehilfe bei der Ein­richtung der deutschen Messe, der seit 1530 an der Schule zu Torgau den Musikunterricht erteilte, im Jahre 1538 seinLob und Preis der löblichen Kunst Musica" herausgab, schmückte Luther dies Gedicht mit einer poetischen Vorrede auf alle guteu Gesangbücher," dem bekannten Lobe derFrau Musica," das anhebt mit den Worten:

Für allen freuden auf Erden Kan niemand kein feiner werden, Denn die ich geb mit rncim singen Und mit manchem süssen klingen.

In demselben Jahre verfaßte Luther aber auch eineallen Liebhabern der freien Kunst Musica" gewidmete Vorrede, die bisher sämtlichen Herausgeber» von Luthers Werken entgangen und daher in keiner Ausgabe seiner Werke verzeichnet ist. Eine Untersuchung über das Lebeu und Wirken Walthers führte zu der Entdeckung dieses Schatzes, der Jahre lang unbenutzt geruht hat und nun zum Glück gerade in demjenigen Jahre ans Licht gezogen worden ist, in welchem wir die Wiederkehr des vierhundertsten Geburtstages Luthers feiern.

Bisher nahm man an, daß Johann WalthersLob und Preis der löb­lichen Kunst Musica," welches 1538 erschien und von welchem auf der königlichen Bibliothek zu Berlin sowie auf den großherzoglichen Bibliotheken zu Weimar und Oldenburg Exemplare vorhanden sind (auf der letztern jedoch mit hand­schriftlich unrichtig ergänztem Titel), im Jahre 1564 von neuem gedruckt worden sei. Eine Verglcichung der 1564 erschienenen Ausgabe, von der die königliche Universitätsbibliothek zu Göttingen ein Exemplar besitzt, mit denen von 1538 lehrte jedoch, daß wir es hier mit einem zweiten, von dem ersten völlig ver­schiedenen Werke zu thun haben, dessen Wert deshalb umso höher anzuschlagen ist, weil es den deutschen Originaldruck der eben erwähnten Vorrede Luthers enthält.

Zwar hat bereits N. Forkel in seinerGeschichte der Musik" (Bd. 2, S. 7679) dieses Vorwort unter der Überschrift Duoomion Nusioss abge-