Die Bloomfieldschen Memoiren.
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mißhandelt haben würde, wenn Rechberg ihn nicht nach dein Wagen zurückgezerrt hätte, als der Zug eben abfnhr.
Sie saßen jetzt in demselben Knpce mit einem polnischen Revolutionsagenten, der einige Tage vorher eine wühlerische Rede vor dem auswärtigen Amte in Wien gehalten hatte. Der Fürst hatte die Gewohnheit, einen Hut von eigentümlicher Form zu tragen, und Graf Rechberg bat ihn dringend, denselben mit einer Mütze zu vertauschen, aber er lehnte es bestimmt ab, indem er sagte, er wolle nicht wie ein verrückter Engländer aussehen. Noch viel verdrießlicher als seine zerrisseneu und beschmutzten Kleider war ihm, daß er sich keine Cigarre anzünden konnte, da seine Streichhölzer nicht brennen wollten. Sie hatten kein Geld und keine Billets und befanden sich in größter Verlegenheit. Da fand Rechberg im nächsten Wagen einen der Direktoren, der ein wohlgesinnter Mann war, und so wendete er sich an ihn. Er sagte, es werde verhängnisvoll für sie sein, wenn sie nach Prag zu fahren versuchten, da es uichts schlimmeres gebeu köune als die dortige politische Stimmung, uud der einzige Weg zu entkommen für sie werde der sein, daß man den Zug irgendwo mitten im freien Felde anhalten ließe und daß die Flüchtlinge dann so rasch als möglich ausstiegen uud zurückblieben, bevor die andern Passagiere ihr Entweichen gewahr würden; denn auf allen andern Bahnhöfen waren die Mitreisenden ansgestiegen, hatten den Wagen des Fürsten umstellt, waren ihm mit Schimpfreden der gemeinsten Art zu Leibe gegaugeu uud hatten sogar sein Leben bedroht.
Infolge dessen hielt der Zng wenige Meilen vor Prag plötzlich an, der Fürst, die Fürstin nnd Graf Rechberg stiegen aus, und bevor die Mitreisenden ahnten, was vvrgiug, fuhr der Zug weiter. Der Bodeu war mit Schnee bedeckt, und es war bitter kalt, indeß gelang es den Flüchtlingen, das nächste Dorf zu erreichen. Von hier begaben sie sich mit Umgehung Prags nach Dresden. Hier war ihres Bleibens auch uicht. Aber Forbes, der englische Gesandte, nahm sich ihrer an uud brachte sie nach Leipzig. Von da aus gelangten sie in Sicherheit nach Arnheim. Hier aber begann, als sie beim Essen saßen, der Kellner eine sehr heftige Sprache zu führen. Er sagte, es hieße, der berüchtigte Fürst Metternich werde erwartet, er sollte es aber lieber bleiben lassen; denn nichts würde ihm, wenn er sich blicken ließe, mehr Verguügeu machen, als ihn totzuschlagen. Die arme Fürstin war in größter Unruhe uud wollte sich unverzüglich davon machen, aber der Fürst versicherte ihr, daß noch niemals jemand, der mit Mordgedanken großgethan, sie ausgeführt habe, und nicht lange darauf erschienen die Stadtbehördcn im Gasthofe und wünschte» nach Fürst Metteruichs Zimmer geführt zu werden, »vorauf der Kellner bleich uud zitterud hereinkam, nm sie anzumelden. So lange die Herrschaften dann in Aruheim verweilten, wartete er ihnen mit der größten Aufmerksamkeit und Hochachtung auf. Der Fürst uud die Fürstin begaben sich von Holland nach England, wo ihre Kinder sich ihnen wieder anschlössen, und so endete eine der abenteuerlichsten uud gefahrvollsten Fluchtgeschichten, von denen die Geschichte der neuesten Zeit berichtet.