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Die Grafen von Altenschwerdt : Roman : (Fortsetzung) : dreiundzwanzigstes Kapitel
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Die Grafen von Altenschwerdt.

So barsch der General sprach, indem er bestrebt war, allzu hoch gehende Hoffnungen auf seine Vermittlung herabzustimmen Eberhardt fühlte seine wohlwollende Absicht, ja seine tiefe Sympathie durch und sagte sich, daß er keine günstigere Fürsprache als die dieses alten, ehrenwerten Herrn sich hätte erdenken können.

Er verneigte sich mit dem dankbarsten Blick. Ich werde den kommenden Tag nicht sehr ruhig verbringen, sagte er mit schwermütigem Tone. Ja ich fühle schon jetzt so etwas wie Zittern in meiner Hand und glaube nicht, daß es mir nützen würde, heute eine Skizze zu beginnen. ,

Die Unterredung fand in den Gängen des Gartens statt, und es war nicht weit bis zur Pforte. Eberhardt trug noch sein Skizzenbuch unter dem Arme. Er zog ehrerbietig seinen Hut und empfahl sich.

Der Graf sah ihm sinnend nach, als er zum Strande hinabschritt und bald nachher sein Boot die Bucht verließ.

Ein hübscher Bursche, sagte der alte Herr bei sich. Ein hübscher Bursche und ein ehrlicher Kerl. Aber leider ist dies keine Welt, wo solche Eigenschaften schwer in die Wagschale fallen! Arme Dorothea, es wäre dir besser gewesen, dieser Maler hätte sich weniger ritterlich benommen!

Der Wagen, welcher die Damen und Graf Dietrich von dannen führte, hatte während dessen einen großen Teil des Rückweges nach Schloß Eichhauscn zurückgelegt, ohne daß es zu mehr als einigen vereinzelten Bemerkungen zwischen den Insassen gekommen war. Dietrich konnte gleich anfangs nicht unterlassen, seine Mutter auf ihre UnHöflichkeit gegen Eberhardt aufmerksam zu machen.

Es war Herr Eschenburg, liebe Mama, der bei uns war, sagte er. Der Maler, weißt du, den wir am vergangnen Donnerstag in Schloß Eichhausen kennen lernten. Du hast ihn wahrscheinlich nicht wieder erkannt.

Dorothea richtete einen freudigen Blick auf Dietrich, als er so sprach. Er hatte, so lange er in ihrer Gesellschaft war, noch keinen Satz gesprochen, der so sehr wie dieser geeignet gewesen wäre, ihn gut bei ihr zu empfehlen. Aber die Gräfin antwortete nur mit einem finstern Blick. Ihre Laune war durchaus verdorben, und sie trug den größten Teil der Schuld daran, daß die Fahrt schweigsam verlief.

Im Schlosse angekommen, begab sie sich sofort auf ihre Zimmer und be­fahl Dietrich, sie zu begleiten. Das Mädchen, welches ihr als Kammerjungfer beigegeben worden war und sie im Schlafzimmer erwartete, wurde ziemlich rauh angelassen, als es Hut, Sonnenschirm und die Mantille nicht so geschickt in Empfang nahm, wie Gräfin Sibhlle wohl erwartet haben mochte. In den Salon tretend, wo Dietrich vor dem Spiegel stand und die Farbe seiner Augen bewunderte, zeigte sie ein Gesicht, welches ihn sogleich zu der Frage veranlaßte, warum sie so schlechter Laune sei. Sie ließ ihn nicht auf den Bescheid warten. Indem sie in dem großen, luftigen Gemach auf und ab schritt, dessen starke