298
Überseeische Annexionspläne Frankreichs imd Englands.
nismäßig hohem Alter erinnern. Die Fignren sind derart disponirt, daß man fast ohne Schwierigkeit aus dem Gemälde ein Relief machen könnte. Noch charakteristischer ist es, daß Diomedes und Odysfeus kleiner gebildet sind als Agamemnon und Kalchas, nach jener alten, naiven Regel, welche will, daß man die größere oder geringere Wichtigkeit der einzelnen Personen schon äußerlich an ihrer Größe erkenne. Wiewohl nun Helbig auf diese interessanten Momente aufmerksam macht, geht er doch nicht so weit, zu behaupten, daß dieses schöne Gemälde in eine sehr alte Epoche zurückreiche. Zu alleu Zeiten giebt es Künstler, die sich gern der Vergangenheit zuwenden und die eine alte Methode, ein schon längst aufgegebenes Verfahren mit Vorliebe Pflegen. Plinius spricht einmal von zwei berühmten Malern, die an dem von Vespasian wiederhergestellten Tempel des Honvs und der Virtus arbeiteten, und bemerkt über den einen, er habe mehr den alten Meistern geglichen (xriMus Mtiquis similior*). Ein Künstler dieser Art hat gewiß auch das Opfer der Jphigeneia gemalt; dem Archaismus zugeneigt, hat er seiu Bild nach alter Weise erfuuden und ausgeführt, die pom- pejanischen Maler aber haben dasselbe nach ihrer Gewohnheit getreu kvpirt.
Aber diese altertümlichen Phantasien sind in Pompeji selten; fast alle andern Wandgemälde gleichen einander in hohem Maße, die Darstellungen sind in der Regel auf dieselbe Art erfunden und ausgeführt und scheinen derselben Schule anzugehören. Es ist die Schicke, welche am Hofe der Nachfolger Alexanders blühte. Die Kunst, welche die pompejanischen Künstler nachahmten nnd von der uns ihre Gemälde ein Abbild geben können, ist also die alexandrinische oder hellenistische. (Fortsetzung folgt.)
Überseeische Annexionspläne Frankreichs und Englands.
ie englischen Zeitungen fahren fort, gegen die neue französische Kolonialpolitik zu predigen und deren Annexionspläne als ungerecht und für das britische Interesse, ja sür das der ganzen Welt gefährlich darzustellen. Aber in Paris läßt man sich dadurch nicht beirren, und da in letzter Zeit auch England Miene gemacht hat, seinen überseeischen Besitzungen ein wertvolles Stück Land einzuverleiben, so begreift man in der That nicht recht, wie die Herren in London
Plimns XXXV, 120.