Contribution 
Österreichisches.
Page
582
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image
 

282

«österreichisches.

Verdächtigung. Felouie, Korruption, Verschwendung des Staatsvermögeus, Bedrückung, Reaktion schleudert man sich gegenseitig ins Gesicht, und das Fazit ist, daß die Mehrheit mehr oder minder unumwunden ausspricht: Was ihr früher gethan habt, als ihr die Macht besaßet, das thun wir jetzt, wo wir sie haben, und wir werden das äußerste aufbieten, um euch nicht wieder zur Macht gelange» zu lassen, den» wir wissen, das; ihr sie gebrauchen würdet wie früher. Könnte man sie in dem letztern Pnnkt nur Lüguer heißen! Aber die Liberalen wollen in der That nichts lernen. Mit allen parlamentarischen und publizistischen Mitteln haben sie vor vier Jahren das Zustandekommen eines liberalen und deutschfeindlichen Ministeriums verhindert, dann den Grafen Taasfe genötigt, sich auf die Rechte zu stützen, nnd so geraten sie heute wieder iu die blinde Wut gegen eine kleine Gruppe von Abgeordneten, welche vermitteln, eine Ausgleichung der Gegensätze versuchen möchten. Und doch könnte durch diese Fraktion allein die Linke aus der hoffnungslosen Lage errettet werden, da das eine, was allerdings von rechtswegen geschehen sollte, vorderhand aus taktischen Gründen unterbleiben wird: eine völlige Sonderstellung Galiziens.

Das jetzige Verhältnis dieses Landes zum Reiche ist wirklich ein so eigen-- tümliches, daß man nicht faßt, wie es Dauer haben solle. Nicht viel, nur die äußere Form mangelt noch, und Galizien würde das dritte Glied einer Trias sein; doch dieser Mangel wird durch Vorteile ausgewogen, auf welche die Polen nicht werden verzichten wollen: die Überschüsse der deutschen Kronländer müssen den Haushalt Galiziens bestreikn, dabei üben die Polen in allen gemeinsamen Angelegenheiten einen maßgebenden Einfluß aus, setzen durch, was die Tschechen uud die Ultramontanen wünschen, und erwirken schließlich, daß die Gesetze, welche sie den andern aufgezwungeu haben, für Galizien keine Giltigkeit haben. Weshalb sollten sie eine so beispiellos vorteilhafte Position freiwillig aufgeben, uud wie sollte» ihre Bundesgenossen in eine Änderung willigen, welche eine Verschiebung der Machtvcrhältnisse zur Folge haben würde? Aber wohin soll alles dies führen?

Vorläufig sehen wir eine deutliche Wirkung der polnischen Präponderanz in Österreich: allen übrigen Polen schwillt der Kamm, und das mag unerfreulich sein, begreiflich ist es gewiß.