Die erste Woche des neuen Ministeriums in Frankreich.
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richt vom Korpskommaudanten. Thibaudius Ehrenwort seine schlimme Anspielung auf dessen Verhalten als Kriegsgefangener der Deutschen > genügte ihm, und er unterzeichnete. Hat er sich denn aber jemals geweigert, zu unterzeichnen? Mau legte ihm deu Artikel 7 vor, und er unterschrieb ihn. Die Dekrete zur Vertreibung der religiösen Genossenschaften, das Atheistengesetz, die Amnestie, die uns Mörder und Brandstifter ins Land zurückbrachte — er unterschrieb sie alle. Die ungesetzliche Absetzung der Prinzen wurde bei ihm bean> tragt, uud wieder setzte er seineu Nameu darunter. Er, ein alter Rechtsanwalt, gestattete, daß die Richterbank nnter seiner Regierung in Stücke zerbach. Er, ein geiziger Gutsbesitzer, erlaubte, daß Grundeigentum der geheiligtsten Art bestritten wnrdc, ohne daß er bedacht hätte, daß die Dekrete einmal sich gegen ihn selbst wenden könnten. Und wie verfuhr er jetzt? Mit jakobinischer Brutalität. Für Thibandin und seine Genossen sind die Prinzen nichts als die Herren von Orleans, man verfolgt sie einzig und allein, weil sie Prinzen sind, uud iu Zukunft wird mir noch Raum für Leute sein, die ihr Ehrenwort gebrochen haben. . . Die Republik erweitert, indem sie die Bürger eines Landes, wo Gleichheit herrschen soll, in Kategorien teilt, jeden Tag den Kreis der Interessen, welche verletzt werden können. Richter, öffentliche Beamte, Sachwalter, Priester, Bischöfe, Nentenbesitzer, Aktionäre, alle empfinden, daß sie auf unsichern Füßen stehen, und zu diesen Klassen treten jetzt die dreißigtauseud Offiziere der französischen Armee, die fortan den tyrannischen Launen eines Thibaudin preisgegeben sein werden. Nach diesem letzten Streiche werden diese Lente alles wagen. Ein hervorragender Politiker sagte neulich: Nicht, was geschieht, überrascht mich, sondern, das was nicht geschieht."
Es ist die übertreibende Art des Parteigcistes, die hier spricht, aber dnrch die Übertreibung leuchtet doch ein gutes Teil Wahrheit hindurch. Die ganze Politik des Präsidenten Grevy und seiner Räte war in dieser Frage eine Politik der Mißgriffe, die an das englische Sprichwort erinnert: Er schießt nach der Taube, und herunter kommt die Krähe. „Prinz Napoleon," sagt der vg-il^ lölsAraxd, „war die Taube, welche die französische Regierung gern geschossen Hütte, aber das Wild war so unbedeutend und ungefährlich, daß das ornitho- logische Bild in diesem Falle ein wenig anders gewendet werden könnte. Wir könnten mit dem Präsidenten Andrew Johnson fragen, der, zum Vorgehen gegen einen politischeu Gegner aufgefordert, zur Antwort gab: „Nutzt es denn etwas, auf tote Enten zu schießen?" Der Prinz Jerome Napoleon ist schon seit mehreren Jahren politisch tot. Er leidet unter dem dreifachen Mißgeschick, der Sohn eines Vaters zu sein, der allgemein für den Taugenichts unter den Söhnen der Letitia Rcmolini galt, von seinem Vetter Napoleon III. stets mit Mißtrauen betrachtet und häufig wegen seiner politischen Verirrungen getadelt worden zu sein und als Prätendent die unbehagliche Stellung eines Mannes einzunehmen, an dessen politisches Bekenntnis keine Partei recht zu glauben