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Die erste Woche des neuen Ministeriums in Frankreich,
hier verdient doch bemerkt zu werden, daß auf das Gesetz von 1834 rasch ein ministerielles Rundschreiben folgte, welches erklärte, die Klausel, die sich auf die Miss sn nmi-aetivitg p^r rstrait Ä'ömxloi bezog, solle nur auf solche Offiziere Anwendung finden, welche sich Ungehörigsten oder Vernachlässigung der Disziplin zu schulden komme» lassen oder sich unfähig erwiesen hätten, ihre dienstlichen Obliegenheiten zu erfüllen, und nichts von alledem ist den genannten Prinzen vorzuwerfen. Zu der hierin liegenden Unbilligkcit kommt aber noch das entschieden Unlogische, das in der Maßregel liegt. Weil der Prinz Napoleon eine Proklamation erlassen hat, in welcher er eine Republik anklagt und verurteilt, die eingestandenermaßen nach dem Vorbilde einer konstitutionellen Monarchie geschaffen worden ist, treibt die Regierung des Präsidenten Grevy die Prinzen des Hauses Orleans, welche als Vertreter der konstitutionellen Freiheit in Frankreich gelten können, aus den Reihen der französischen Armee. Dazu tritt endlich noch ein drittes. Dem jüngsten Staatsmann, dem unerfahrensten Sachwalter sollte klar sein, daß ein Verschwörer, dessen Treiben von seinen offiziellen Vorgesetzten und Untergebenen überwacht werden kann, weit weniger gefährlich sein wird, als derselbe Mann, wenn er als Privatmann im Lande lebt. Die königlichen Prinzen, denen man ihre Posten entzogen hat, mögen sich unter ihren Kameraden Freunde erworben haben (namentlich der Herzog de Chartres scheint bei seinem Regimente beliebt gewesen zu sein), dennoch werden sie in einer demokratischen Gesellschaft mindestens ebensoviel Neider und Gegner gehabt haben, und es werden in ihrer unmittelbaren Umgebung zahlreiche Aufpasser gewesen sein, die bereit gewesen wären, jede verdächtige Bewegung der Herren bei der Behörde anzuzeigen. Aber in der ganzen unerfreulichen Angelegenheit hat man die Stimme der Vernunft niemals zu ihrem Rechte kommen sehen, sondern immer nur den Ruf der Beängstigung — ein schlimmes Zeugnis für die Überzeugung der herrschenden Partei von der Festigkeit ihrer Republik! Blicken wir zurück. Prinz Napoleon erläßt sein Manifest. Floquet schlägt Alarm darüber, und die erschrockene Mehrheit der Deputirten folgt ihm wie eine Herde. Der einzige, welcher von der Wirkung des Geschreis: „Der Wolf! Der Wolf!" profitirt, ist der Prinz Napoleon. Er greift die Republik an, und das Ministerium fällt über den Haufen. Mehrere Wochen bleibt Frankreich ohne Regierung, und die erste Amtshandlung des neuen Kabinets besteht darin, daß es die von der imperialistischen Partei am bittersten gehaßten Persönlichkeiten ihr aus dem Wege räumt und sich die Freunde der letztern durch einen Willkürakt entfremdet. In der That, das Kabinet Ferry konnte für den Prinzen Plon-Plon kaum viel mehr thun.
Wie die Monarchisten darüber denken, ersehen wir aus dem ^iZg-ro, der in jeder Nummer eine Fülle von Spott über den Präsidenten der Republik cmsgicßt. In einem Artikel der letzten Woche heißt es u. a. von ihm: „Er wartete auf keine Anklage vom Brigadegeneral, auf keiu Dokument, keinen Be-