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Henri Regnault.
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Henri Regnault.

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Vergleichen ist, daß er ein Vulkan war, der wohl einmal eine Flammensäule emporstoßen konnte, der aber damit seine Kraft erschöpft hatte. Von Rom hatte er ein halbvvlleudetes GemäldeJudith und Holofcrnes" mitgebracht, welches ihn unablässig beschäftigte, und daneben tauchte bereits der Gedanke an eineSalome" auf.

Als Inhaber des römischen Preises hatte er die Verpflichtung, nicht nur alljährlich Probe» von dem Fvrtgange seiner Studien, sondern auch eine Kopie nach dem Gemälde eines klassischen Meisters abzusenden. Für diesen letztern Zweck wählte er das unter dem Namen I^s liiMWs (Die Lanzen) bekannte Bild des Vclasquez im Musev del Prado in Madrid, welches, die Übergabe von Breda darstellend, jenen Namen von den in die Höhe gerichteten Lanzen der Leibgarde Spinolas erhalten hat. Die Wahl dieses Gemäldes, welches einen historischen Vorgang einfach und schlicht erzählt, beweist, daß er sich damals noch in der gleichsam epischen Stimmung befand, welche die Beschäf­tigung mit dem Bildnisse Prims in ihm, wenn auch nur vorübergehend, erzeugt hatte. Eine Kopie von diplomatischer Treue vermochte er freilich nicht zu liefern. Er nahn: an, daß die Zeit dem ursprünglichen Glänze der Farben Abbruch gethan hätte, und malte das Bild so, wie er glaubte, daß es zu den Zeiten des Velasquez ausgesehen haben würde. Es steckte in ihm ein gutes Stück vou dem leidenschaftlichen Eifer jener politischen Parteien, die man, je nach ihrem Vaterlande, Exaltados oder Progressionisten nannte.In Spanien," sagt Charles Blanc treffend,ist er ebensosehr und vielleicht noch mehr Spanier als es Ribera und Zurbarcm waren, was die outrirteu Aquarellen und die furios hingeworfenen Gemälde beweisen, welche rohe Arragonier, Maultiertreiber vou La Manea, schwarzbraune Andalusier, Bewohnerinnen von Madrid und Baska darstellen. In Marokko ist er noch afrikanischer, noch mehr Araber, Beduine, Maure als Delaeroix." Im Frühling ging er wieder nach Rom zurück, um seine zurückgebliebenen Sachen für den Transport nach Spanien zu ordnen. Während dieser Zeit begann er seineSalome," welche der erste Schritt auf dem Wege war, den Regnault für den richtigen hielt. Es kam ihm garnicht darauf an, den Vorgang nach der biblischen Überlieferung zu schildern. Er ließ deshalb auch das Haupt Johannes des Täufers weg, das sich sonst die Maler, welche an dieser Szene Gefallen fanden, niemals haben entgehen lassen, und konzentrirte das Interesse allein auf die Gestalt der Salome, in welcher er den Dänion der blutdürstigen Wollust mit einein infernalischen Raffinement Personifizirte. Diese Absicht des Künstlers trat mit der Zeit so sehr in den Vorder­grund, daß er das ursprüngliche Motiv ganz vergaß.Salome ist ein Name," schrieb er,der nicht bizarr genug ist; ich möchte einen Namen haben, den niemand aussprechen kann." Im Anfang des August ging er zum zweitenmal? nach Spanien und zwar zunächst nach Alicante, wo er sich mit seinem Freunde Clairin eine Zeit lang aufhielt. Dann begaben sich beide nach Grauada, und hier, im Angesichte der