Lin neuer Aommentar zu Goethes Gedichten,
511
daß er Parallelstellen bringt, wie „Klvpstocks der Haine Nacht und Bürgers Nacht der Tannen," ohne die Gedichte zu nennen, wo diese Stellen sich finden, er führt auch eine große Anzahl von Büchern und Schriften in so ungenügender Weise an, daß sicherlich die wenigsten Leser seine Zitate werden benutzen können. Was soll das „große gebildete deutsche Publikum" mit Zitaten anfangen, wie A, F. D. A. VIII. 238-271 — Vgl, Lichtenberger, S, 27 - Nachweis von D. Jaeoby - Fr, Schubert (ox, 3, in der Liedform s. Z.) — Goethes alter Gegner (!) in seinem „feynen kleynen Almanach," 2, Jahrgang — Dorothea Schlegel (I. 298) - Lyon (S, 128) - M, Ehrlich, 1.190 und ähnlichen? Selbst wenn, was nicht der Fall ist, die Schriften, um die sichs hier handelt, vorher gelegentlich schon einmal vollständiger und deutlicher zitirt wären, würden solche Zitate nicht sehr rücksichtsvoll sein, da doch niemand zu seinem Privatvergnügen den Loeperschen Kommentar durchlesen, sondern sicherlich jeder ihn nur zum gelegentlichen Nachschlagen benutzen wird.
In den Kreisen der deutschen Philologie, insbesondre unter jenen Eingeweihten, welche die Goetheforschung gepachtet zu haben glauben, herrscht eine gewisse Vornehmthnerei: die Manier, immer nur in Andeutungen zu rede», als ob die Herreu bei einander am Tische säßen und ihre Weisheit einander zuraunten. " In dieser Weise auf drei oder vier Leute in Deutschland berechnet klingt so manche der Loeperschen Anmerkungen. Viele davon hatten aber wohl nicht einmal diese Bestimmung, Man kann sich nämlich des Gedankens nicht erwehren, daß der Loepersche Kommentar überhaupt nicht zur Mitteilung an andre bestimmt war, sondern in der Hauptsache aus den Zetteln und Randnoten zusammengedruckt ist, die der Herausgeber für seineu Privatgebrauch gesammelt hat. Unter solchen Umstünden sollte nur die Verlagsbuchhandlung nicht davon fabeln, daß es sich hier um ein Werk „für den allgemeinen Gebrauch" handle. In Deutschland sind keine hundert Menschen, die jede Zeile dieses Kommentars verstehen. Wenn es wirklich die Absicht des Herausgebers war, deu Kreisen der ernsteren Goethefreunde einen Dienst mit seiner Ausgabe zu erweisen, so hätte er seine Notizzettel gehörig überarbeiten, etwas weniger mit den Worten geizen, kurz seine Belehrung ein klein wenig anmutender gestalten müssen. Wenn alle unverständlichen Satzrudera in Sätze verwandelt, alle unverständlichen Abkürzungen ausgeschrieben worden wären, so würde sein Kommentar dadurch vielleicht um einen Bogen stärker geworden sein. Konnte es darauf ankommen?
Aber lassen wir endlich die Form, und wenden wir uns zum Inhalte des Loeperschen Kommentars. Der Heransgeber zählt — hierüber ist gar kein Wort zu verlieren — zu den genauesten Kennern der Goetheliteratur. Nur ihrer vier oder sünf in Deutschland lassen sich in dieser Beziehung mit ihm vergleichen. Wer, wie Loeper, in der glücklichen Lage gewesen ist, vierzig Jahre lang in seinen Mußestunden ein und derselben wissenschaftlichen Lieblingsneigung folgen, für ein und denselben Zweck sammeln zn können, wer, wie er,