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Die Krisis in Paris.
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Die Krisis in Paris.

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es doch kein Verstvß gegen das französische Gesetz, unter ein Dokument nur seinen Taufnamen zu setzen, wie man dies bei Briefen an Verwandte und Freunde zn thnn pflegt. Die bloße UnterschriftNapoleon" schließt so wenig das Ver­brechen des Hochverrats in sich, als die unter einen Brief gesetzten Namen Adolphe" oderLeon" bewiese» haben würden, daß Thiers oder Gambetta sich mit der Hoffnung getragen hätten, einmal den Thron Frankreichs zu besteigen.

Wir sind der Meinung, daß es eine noblere Politik gewesen wäre, wen» die gemäßigten Republikaner dem Hindrängen der Radikalen auf persönliche Proskription nicht nachgegeben hätten. Indeß mag es vom politischen Stand­punkt aus betrachtet klüger erscheinen, der äußersten Linken nicht zu gestatten, das; sie sich ein Aktionsgebict wählt, das ihr große Vorteile darbietet. Die fort- geschrittnen Politiker in Frankreich nehmen den Standpunkt nicht ein, auf dem unsre meisten Liberalen der persönlichen Freiheit, der politischen Gerechtigkeit und der gesetzlichen Gleichheit gegenüberstehen. In mehereren Sprachen kommt das Sprichwort vor: In Liebessachen und Krieg sind alle Mittel recht, die Franzosen aber fügen hinzu: auch in der Politik, und darnach Verfahren sie. Wenn eine Dynastie untergraben, ein Ministerium angegriffen, eine Partei dis- treditirt, eine hervorragende Persönlichkeit verhaßt gemacht werden soll, halten sie vor keiner Verleumdung still, greifen sie nach jedem Geschoß und nehmen sie Verbündete aller Art an beiläufig wie unsre Fortschrittsleute von der Sorte Richters. Die Führer des linken Zentrums wollen zwar für ihre Person nichts von den Verfolgungsthcorien der Radikalen wisfen, müssen aber an die Mehrzahl in ihrer Wühlerschaft denken, wo man die Prinzen des Hanfes Or­leans mit Übelwollen und Mißtrauen betrachtet. Ihr Reichtum erweckt Neid, ihre stille und wenig anspruchsvolle Lebensweise giebt dem Demagogentum An­stoß, und ihre allen abenteuerlichen Unternehmungen fremde Vergangenheit flößt eine Art von Geringschätzung ein. Sie haben weder große Tugenden noch Laster, sie erfüllen weder mit Bewunderung noch mit Begeisterung, mir mit kalter Abneigung. Seit ihrer Rückkehr nach Frankreich haben sie sich wachsam und rührig bemüht, den Wind mit ihren Segeln zn fangen, aber ihre politische Navigationsknnst hat nur den Erfolg gehabt, den historischen Eindruck, den Ludwig Philipp hinterließ, zn vertiefen. Niemals waren sie aufrichtige Roya- listen, niemals ehrliche Republikaner. Als die »ach dem Kriege gewählte Na­tionalversammlung eine monarchisch gesinnte Mehrheit zeigte, verschafften sich die Prinzen im Widersprüche mit Thiers vermittelst eines Handelsgeschäfts ein Vvtnm, das ihnen ihre Güter und ihren militärischen Rang zurückgab. Der Preis dafür war der Besuch des Grafen von Paris in Frohsdorf, wo er prak­tisch für denHochverrat" seines Großvaters Buße that und der dreifarbigen Fahne entsagte. Aber ein Glied der interessanten Familie, der Herzog von Anmale, that nicht mit, er weigerte sich, die Wallfahrt zumRoy" anzutreten