LntstchlmgsgeschichK und Stil des LgmoM.
mvnien erstarrt waren und zu deren langsamem Wesen die Weite und Gcschwindig^ keit seines Naturells in beständigem Gegensatz stand. Ans den Worten EgnwntS aber spricht der Weimarische Goethe, der nu die Frau voll Stein schreibt: „Wie sehr ich wieder Liebe zu der Klasse von Meuschen gekriegt habe, die mm, die niedere nennt, die aber gewiß für Gott die höchste ist! Da sind doch alle Tilgenden beisammen, Beschränktheit, Genügsamkeit, gerader Sinn, Treue, Frende über das leidlichste Gute, Harmlosigkeit, Dulden," der sich von einem Buchbinder während der Arbeit sein Schicksal und sein Leben erzählen läßt und jedes Wort, das er sagt, so schwer wie Gold findet nnd ein Dutzend Lavaterscher Pleonasmen nötig hält, um die Ehrfurcht auszudrücken, die er für den Menschen empfinde. Anch Vansen, der hin ein verhört, wo es nichts heraus zu verhöre» gibt, erinnert an Goethes kurze Advvkatenpraxis in der Frankfurter Zeit. Und endlich stimmt damit auch der Stil dieser Szenen überein. Die wörtliche Ausnutzung der Quellen iu den Schilderungen der Schlacht bei Gravelingen, Karls V. nnd der Bilderstürmer ist ganz in der Art des Götz. Anch das rasche Abbrechen der Szenen, unbekümmert um die Art, wie die Personen von der Szene geschafft werden sollen, erinnert an den ersten Götz, wo der Dichter die Personen mitten in der Unterredung im Stiche läßt.
Im Götz sind die Personen in verschiedene Gruppen geteilt, welche mit. einander gar nicht oder nur in vorübergehende Berührung geraten. Adelheid und Götz zum Beispiel bekomme» sich, obgleich sie Hauptpersonen sind, garnicht zu Gesicht. Briefe und Sendboten vermitteln zwischen diesen Gruppen hin und her. Das ist ganz ähnlich im Egmont, nur daß die Verbindung durch die politischen Fäden der Handlung besorgt wird. Auch Alba steht ja eigentlich außerhalb des Stückes und tritt nur einmal auf, wo er unbedingt nötig und nicht zu umgehen war. Wir wissen, wie viel Mühe dieser Akt Goethen gemacht hat, und gerne wäre er gewiß auch hier dem Auftritte ausgewicheu. So steht auch die Gruppe der Bürger, unbekümmert um Klärcheu uud die zu ihrer Gruppe gehörigen Personen, für sich: beide berühren sich nur im letzten Akte. Ganz für sich allein steht die Regentin da; sie spielt eigentlich nnr mit sich selbst, denn Macchiavell ist ein bloßer Notbehelf, den ihr Goethe in Person eines Vertrauten an die Seite gegeben hat, um einen Dialog möglich zu machen, uud den er nur deshalb widersprechen läßt, um den Dialog dramatisch bewegter zu machen uud auch der Gegenpartei vor der Regentin zum Worte zu verhelfe». Wir wissen bereits aus den äußern Daten, daß die erste dieser Szenen in die Frankfurter Zeit gehört, und hier finden wir ebenfalls eine Schilderung der Bilderstürmer wörtlich nach Strada.
Die Szenen zwischen Klärchen und Brackcnbnrg lagen Goethen in der Zeit seiner Liebe zu Lilli und in der Periode schmerzlicher Entsagung am nächste». Mit solcher Wahrheit und Innigkeit, wie diese unglückliche Liebe, schildert Goethe nur das, was aus seinem eignen Innern genommen ist. Daß Goethe eigne