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Die Ministerveränderung in Frankreich,
nicht die Geistesgegenwart und Festigkeit erwarten, die ein starkes und harmonisch zusammengesetztes Kabinet an den Tag zu legen pflegt, wenn Schwierigkeiten sich zeigen. Die Herreu wurden überdies überrascht, und nichts stellt Menschen oder Regierungen so sehr auf die Probe als das Unerwartete. Duelcrc und seine Kollegen hatten freilich nicht geschlafen oder sich den Intriguen gegenüber, die in einem Lande, wo der Parlcigeist unaufhörlich wühlt und Kronprätendenten vorhanden sind, niemals ruhen, glcichgiltig verhalten, , Sie hatten, wie wir aus der Rede Fallieres', des bisherigen Ministers des Innern und nunmehrigen Premiers, ersehen, die Augen offen gehabt, aber nur nach einer Richtung, nur nach der Vendee und Görz, nicht nach der Avenue d'Antin hin gesehen. Sie waren bereit, eine Erhebung der päpstlichen Zuaven mit Charctte an der Spitze zu unterdrücken, indem sie der tröstlichen Zuversicht lebten, „die ganze Nation werde wie ein Mann gegen jeden realistischen Versuch aufstehen," aber sie hatten sich nicht für den Fall vorgesehen, daß ein tapferer Prinz, statt ein Kriegsroß zu besteigen und den Degen gegen die Republik zu ziehen, den Kleisterpinscl schwang und ein Plakat anklebte, und daß solches Thun nicht allen lächerlich, ja vieleu bedenklich erschien. So zeigten sie im ganzen Verlaufe der Angelegenheit eine Schwäche, die nicht nur sie selbst diskreditirte, sondern der Autorität in Frankreich überhaupt schweren Abbruch that. Endlich aber kam dazu noch, daß die Mitglieder des Kabinets in der Stunde der Prüfung geteilter Ansicht waren. Das Ergebnis von alledem mußte selbstverständlich ein unerfreuliches sein. Zunächst gestattete man einer wie Ebbe und Flut wechselnden Kammermehrheit, sich des heikeln Gegenstandes ohne Leitung durch eine Persönlichkeit von hervorragender Befähigung uud bedeutendem Ansehen zu bemächtigen. Die gewaltthätigsten und rücksichtslosesten Mitglieder der Linken drängten sich vor und machten sich daran, das Problem durch Proskriptionen zu lösen. Dann legten die Minister einen Plan vor, gegen den etwas weniger einzuwenden war, mit dem sie sich aber immerhin vor dem Sturm beugten, welcher von der Seite der Radikalen sich erhoben hatte. Und als zuletzt das Komitee, dem die Sache zur Beratung überwiesen worden war, in einen Vergleich willigte, von dem es hieß, das Ministerium werde ihm bcitreten, verwarfen drei Mitglieder des letzteren, der Premier, der Kriegs- und der Ma- rineminister, den Kompromiß und traten schließlich von ihren Ämtern zurück.
So hat man den Riß in die Regierung, welcher die Folge von Plon- Plons Manifest und den Gesetzvorschlägen Floquets uud Vallues war, zur Not geflickt und eine sofortige ernstere Krisis für den Augenblick abgewendet. Und dann ist eine Verständigung der Kammer mit dem neuen Kabinet erfolgt. Die Vorschläge des letztern, Entlassung der Prinzen aus ihren Stellen, Ausstreichuug der politischen Rechte, die sie bisher besaßen, und eventuelle Verbannung derselben aus dem Lande, sind vom Abgeordnetenhause mit großer Majorität angenommen worden. Aber es ist sicherlich damit nur zeitweilig windstill geworden.