206
Anton Lutterliock,
bescheiden und einsichtsvoll, von jedem großsprecherischen Wesen frei, immer das Lob ablehnend und auf die Zukunft, auf größere Thaten verweisend, würde dieser Mann, auch in seiner Persönlichkeit und in seiner biedern, ehrlichen Natnr, in seiner Duldsamkeit gegen junge aufsprosseude Talente das vollkommene Gegenbild von Cornelius, nicht bloß in seiner Kunst voraussichtlich von belebendem und förderndem Einfluß auf das Gedeihen einer Körperschaft sein, mit welcher die Geschichte unsrer modernen Malerei und insbesondre der Monumentalmalerci auf das innigste verknüpft ist. Um noch einmal das Technische der Frage, welches uns hier nebenbei beschäftigt hat, zu berühren, so hat Janssen bewiesen, daß keine andre Technik für monumentale Zwecke den Ansprüchen, welche man an die Farbe richtet, in gleichem Maße gerecht wird wie die Wachsmalerei, vorausgesetzt, daß sie durch keine Beschräuknugen an der vollen Entfaltung ihrer Wirkungen gehindert ist.
Anton Lutterbeck f.
m 30, Dezember des verflossenen Jahres ist in Gießen ein Maun aus dem Leben geschieden, dessen Name mit den Kämpfen über die neuere Entwicklung der katholischen Kirche Deutschlands Wohl für immer verknüpft bleiben wird, Anton Bernhard Lutterbcck, geboren zn Münster am 23. April 1812, in Münster und Berlin, wo er in besonders nahem Verhältnis zu Böckh stand, dnrch philologische, philosophische und theologische Studien gebildet, ist durch sein Wirken als Dozent wie durch seine Schriften lange Jahre, von 1842 bis 1859 als Professor der katholischen Theologie, dann, nach Auflösnng der katholischen Fakultät durch den Bischof Ketteler, von 1859 bis 1877 als Professor der klassischen Philologie, eine Zierde der Gießencr Universität gewesen, ausgezeichnet durch Begabung, Tiefe des Geistes und durch Tiefe und Umfang des Wissens, gleich daheim in den Wissenschaften des klassischen Altertums wie der Philosophie und der Theologie, dem Systeme Franz von Baaders, dessen Werke er mit Hofmann in Würzburg herausgab, zugewandt und darum dem mittelalterlichen Mystizismus gcueigt, aber auch geschätzt von astronomischen Autoritäten wegen seiner Kenntnisse des gestirnten Himmels, die er für die Geschichte des Neuen Testamentes verwertete, dabei ein kindlich reines Gemüt, das in wahrer christlicher Demut sich stets bewußt blieb, daß die Furcht Gottes aller Weisheit Anfang ist.