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Petroleumquellen in Deutschland.
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Petroleumquellen in Deutschland. 427

auch die Petroleumgegcnden in Deutschland einer gründlichen Untersuchung. In seinemGeoguostischen Bericht über ein sehr bedeutendes Petrvlcumlnger in der königl. preuß. Provinz Hannover" sagt er, daß in Deutschland viel bestimmtere Anzeichen von Petroleum vorhanden seien als in den Vereinigten Staaten, wo oft schon ein charakteristischer Geruch der Gesteine zu sehr reichen Oeladern ge­führt habe. Das im Sande von Witze steckende Oel schätzte er auf hundert Millionen Centner.

Bald nach dieser Anregung durch Harper wurden die Theerstätten von Steinvörde entdeckt. Beim Chausseebau stieß man zufällig auf eine Thecrquelle, welche seitdem von Ortseinwohnern nach Witzer Art ausgebeutet wird uud die Arbeit reichlich lohnen soll. Bohrungen, die daraufhin von esthlündischen Kapi­talisten unternommen wurden, führte,: damals noch zu keinem lohnenden Er­gebniß. Auch die Arbeiten einer Hamburger Gesellschaft, die bald nachher bei Oedesse unternommen wurden, blieben ohne erheblichen Erfolg.

Eine glückliche Wendung trat erst ein, als vor anderthalb Jahren die BremerDeutsche Petroleum-Bohr-Gesellschaft," welche unter dem Vorsitz des Consuls Meier steht, die Bohrungen bei Oedesse mit der größten Energie wieder aufnahm. Der Erfolg blieb nun nicht mehr aus. Die ersten Berichte, welche darüber in die Zeitungen drangen, wurden vielfach bezweifelt und belächelt. Die Zeitungen hatten Gelegenheit, sich in Witz und Spott zu üben. Von der Sache wußten sie ja nichts genaues, und sie zu falschen Berichten zu veranlassen, hatte damals noch niemand ein Interesse. Von den zahlreichen Bohrlöchern, welche die Bremer Gesellschaft niederstoßen ließ, brachte nach den Berichten der Ge­sellschaft das ergiebigste in fünf Monaten 4000, ein zweites in drei Monaten gegen 2000 Centner Oel.

Dieser außerordentliche und ganz unerwartete Erfolg spornte auch andre an. Das meiste Glück hatte, wie es scheint, Adolf Mohr, der, mit der amerikanischen Petrvleumtechnik ganz vertraut, seiue Bohrversuche nach amerikanischein Muster austeilte. Sofort fand sich nun auch eine Berliner Gründung ein. Mohrs Terrain wurde zu außerordentlich hohem Preise an eine Acticngesellschaft ver­lauft. Die Aetien wurden an die Börse gebracht. Es gelangten Berichte über die glänzenden Erfolge dieser Oelhcimer Gesellschaft in alle Tagesblätter. Das Publicum wurde interessirt; es kaufte die Aetien. Die Sache ging glatt von statten. Die gründende Bank wurde die Papiere sehr bald los. Es war ja auch die Vereinsbank, die vor kurzem aus dem durch Zeitungsannoncen zum Bvrsenspiel reizenden Bankhause Sternberg hervorgegangen war.

Ein Gntes hatte diese Gründung und ihre Reclame jedenfalls: das In­teresse an einer deutschen Petroleumindustrie drang weiter in die Capitalisten- kreise hinein. Man fing an, zu merken, daß hier viel Geld zu verdienen sein würde. Man vereinigte sich, bildete neue Gesellschaften nnd nnn ohne Hilfe des Börsenmarktes und machte neue Bohrversuche. Gegenwärtig giebt es