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Das Ministerium Gambetta.
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Literatur,

Vorsälen des Palais Bourbon den Isri-gnsuve clu Ninistvrs nennt. Er ist 1835 geboren und war erst Advoeat, nach der Revolution vom 4. September Staatsanwalt in Beziers und seit 1876 Vertreter dieser Stadt in der Depn- tirtentammer.

Raynal, der Minister für öffentliche Arbeiten, ist Vertreter der Gironde in der Kammer und war bisher Staatsseeretär unter Varroy, seinem Vorgänger auf diesem Posten, so daß er zu seiner jetzigen Aufgabe Erfahrung und Ge­schäftskenntniß mitbringt. Man erzählt zn seiner Ehre, daß er die Präfectur, die ihm während des Krieges mit Deutschland angeboten wurde, ausschlug und es vorzog, in ein Regiment seinesBezirks einzutreten. Er zählt gegenwärtig 41 Jahre.

Einer der scharfblickendsten Diplomaten" hat, wie dem vail)' lölv^rg-pk aus Wien geschrieben wird, vom Ministerium Gambetta allerlei Unheil für Europa verkündet.Gambetta wird," so weissagt dieser Prophet,sich wohl bewußt, was man auswärts von ihm denkt, die erste Gelegenheit ergreifen, die Welt in Betreff seines Programms mit beruhigenden Versicherungen zu über­schütten, und diese werden sich vielleicht bewahrheiten, so lange er bloß Minister, nicht Präsident der Republik ist. Gambetta im Elysöe wird etwas ganz andres sein als Gambetta am Quai d'Orsay. Aber selbst in seiner gegenwärtigen Stellung, wo die gemäßigten Republikaner ihn nur lau unterstützten nnd ihm ihre ernste Mitwirkung versagen, wird er den cvnservntiven Regierungen als das revolutionäre Centrum Europas erscheinen. Zugegeben, daß er den Ge­danken eines Rachctrieges gegen Deutschland vertagt hat, giebt es noch eine andre Seite, nach der hin er den monarchischen Regiernngen des Festlands ge­fährlich werden kann: er hat bei verschiedenen Gelegenheiten, öffentlich und pri­vatim, Neigung verrathen, im Auslande republikanische Propaganda zu treibe». Er ist zu schlau, um das in Deutschland zu versuchen, und er weiß, daß auch in Oesterreich-Ungarn kein Feld dafür ist. Aber es giebt drei andre Staaten, die schon am Rande der Revolution stehen, und wo Gambetta und seine Partei großen Einfluß haben: Italien, Spanien und Griechenland." Der scharfblickende Diplomat" beweist dies sodann des nähern. Wir werden hiervon nicht überzeugt. Wir sind der Meinung, daß die Thronrede des deutsche» Kaisers durchaus Recht hat, wenn sie den Frieden Europas gegenwärtig gesicherter sieht als seit Jahren. Wir glauben, daß diese günstige Lage Dauer für lange Zeit verheißt, daß Gambetta weiß, was das Bimdniß zwischen Deutschland nnd Oester­reich-Ungarn und das freundschaftliche Verhältniß beider zu Rußlaud und Italien zu bedeuten hat, und daß eine republikanische Propaganda nach außen hin diese Beziehungen nur befestigen könnte, daß er endlich als Minister wie als Präsident Frankreichs viel zu viel im Innern zu thun haben wird, um nu Pläne zur Rcvolutionirnng nach außen zu denken. Sich voller Sicherheit in Betreff seiner innersten Gedanken hinzugeben, soll freilich damit nicht empfohlen werden.

Literatur.

Das Leben des Staatsrath Kunth. Von Friedrich und Paul Goldschmidt, Mit dem Bildnis; Kuuths. Berlin, Julius Springer, 1881.

Die großen Verdienste Knnths um die Ein- nnd Durchführung des Zollge­setzes von 1818 und somit um die Grundlage der Zollpolitik des spätern Zoll-