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Garfields Tod und seine politischen Folgen.
wenn Sie morgen früh mit dem ersten Eisenbahnzuge hier eintreffen wollen," Arthur leistete am frühen Morgen des 20. September den Vorschriften der Verfassung gemäß den Amtseid als Präsident in die Hände des Obcrrichters Brady und traf mit dem Staatssecretär Blaine und dem Kriegsminister Lincoln, die von Boston herbeigeeilt waren, um 1 Uhr Nachmittags in Elberon ein. Nach einem kurzen Beileidsbesuch, den er der tiefgebeugten Witwe des verstorbenen Präsidenten abgestattet hatte, hielt Arthur eine Cabinetssitzung, in der vorzugsweise das Programm der Begräbnißfeier Garfields festgestellt wurde. Dem Wunsche der Frau Garfield gemäß, den der Minister MaeVcagh warm unterstützte, wurde der Beschluß gefaßt, daß die Todteufcier zwar dem hohen Range des Verstorbenen entsprechend, im übrigen aber möglichst einfach stattfinden sollte. So wurde denn die Leiche Garfields zunächst nach Washington City gebracht, wo sie am 20. und 21. September im Capitole öffentlich ausgestellt wurde, um am 22. nach Cleveland in Ohiv gebracht zu werden. Hier wurde sie in feierlichster Weise auf einem schön gelegnen Friedhofe, der einen freien Blick auf den Erie-Sec gewährt, am Montag, dem 24. September, zur Erde bestattet. Den Sarg zierte eine einfache Silberplatte mit der Inschrift: „James Abraham Garfield, geb. am 19. November 1831; gest. als Präsident der Vereinigten Staaten am 19. September 1881." In der Nähe von Cleveland liegt die väterliche Farm Garfields, nnd eS gehörte zn den Lieblingswnnschcn des Verstorbenen, auf dem Kirchhofe bestattet werden zu können, wo jetzt seine Gebeine rnhen.
Eine kurze Unterredung, die Garfield während seiner Krankheit mit einem Freunde hatte, mag hier erwähnt sein. Er warf gegen letzteren die Frage auf, ob sein Name wohl schon in dem Buche der Geschichte einen Platz finden würde. „Ohne Zweifel," antwortete der Freund, „ganz gewiß aber einen dauernden Platz in den Herzen aller guten Amerikaner." Charakteristisch ist auch ein Gespräch, das er bald nach dem vcrhängnißvollen Conflicte mit dem Bundessenator Conkling wegen der Besetzung des Hafencollectvrpostens in New-Iork mit einem Gesinnungsgenossen führte. Garfield erklärte, daß er das Aufsehen kaum begreife, welches jene Angelegenheit in weite» Kreisen hervorrufe. Herr Conkling habe, nachdem er im Senate unterlegen sei, nur ein politisches Fechterkunststück aufgeführt, während es doch die Pflicht eines aufrichtigen Politikers sei, auch dann auszuharren, wenn er einmal geschlagen werde. Das erste, was ein Gesetzgeber lernen müsse, sei, eine Niederlage ertragen zn können, dem Willen der Majorität sich zu fügen. Zum Schluß bemerkte Garfield: „Noch etwas andres muß ein jeder Mann lernen — daß er nicht unersetzlich ist. Kein Mann, sei er noch so groß, ist in der Welt absolut nothwendig. Denken Sie nur an Lincoln. Wir alle stützten uns nur aus ihn, alles schien nur von ihm abzuhängen; aber er wurde eines Nachts erschossen, und die Welt drehte sich weiter. Alles ging seinen regelmäßigen Gang, gerade so, als lebte er noch. Nein, niemand ist unersetzlich, noch wird das Ausscheiden irgend eines Mannes oder einer Clique von Männern