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Johann Maria Hildebrandt.
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Johann Maria Hildebrandt,

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Eintreffen nicht geringes Aufsehen machte», saß der wackere Reisende in San­sibar fast ohne Mittel und schrieb am 6. Jnni 1873 von dort unter cmderm folgendes:

Ich hatte in Aden den Dir aus den Zeitungen bekannten Sir Bartle Frere, den großen Sclavenjägcr, kennen gelernt und gab ihm manche gute Auskunft über den Handel in «schwarzen Diamanten,» wie ich ihn an der Quelle kennen gelernt, wogegen er mich mit Empfehlungsbriefen hierher versorgte, die mir übrigens nnr Ausgaben verursachten. Denn dadurch sieht man mich für ein hohes Thier an und jeder sucht mich zu melken, obgleich meine Geldmilch schau lauge vergangen ist. Befinde mich trotz der übcrstandeuen Strapazen ziemlich wohl, nur leide ich an der Galle, die mir überzulaufen droht, da meine Gelder nicht einlaufen. Man lobt zwar meine Berichte und Sammlungen, schickt aber kein Geld, Ich bin eben der Äffe, der den Herren am Bücherbrett die Kastanien aus dem Feuer holen muß. Präge es dem Julius recht ein, wenn er Afrikareiscnder werden wolle, so solle er sich vorerst dem Studio des Dukatenmacheus und Hungerus eifrig ergeben; das erste habe ich leider nie capireu können, im andern aber bin ich Meister. In meinem Nekrolog mag mau dereiust sagen: «Er verfraß sich an leeren Versprechungen, mit denen man ihn zu lange gefüttert!»"

Allein diese kleine Verbitterung war vorübergehend. In Sansibar benutzte Hildebrandt die Regenzeit zur Ausbesserung seiner Geräthe wie zur Zurnstung für die nächsten Ausflüge. Auch traf er hier den Thierhändler Hagenbeck fr, ans Hamburg, mit welchem er zunächst eine Jagd auf Flußpferde unternahm. Da feine Mittel völlig zu Ende gegangen waren, durchstreifte er mit Hagenbeck zwei Monate lang das Gebiet der Flüsse Wmni und Kingoni, bis der Ge­fährte am Fieber erkrankte und erlag. Hildcbrandt drückte ihn: die Augeu zu. Um diese Zeit erhielt er aus Deutschland eine Geldunterstütznng von der afri­kanischen Gesellschaft, sowie den Ertrag der verkauften reichen frühern Samm­lungen.

Mit Ausnahme einer Expedition nach Baraua cm der SonMüste hielt er sich bis Anfang August 1874 im Gebiete von Sansibar auf. Im Monat Fe­bruar 1874 schrieb er:

Seit Juni 1873, als ich von meinen Streifercien mit den gefürchteten Sv- mlllis nach Aden zurückgekehrt und Per Postdampfer Zcmzibnr erreichte, habe ich die äquatorialen Küstenregivnen Ostafrikas nach vielen Richtungen durchzogen. Mir war es hauptsächlich dabei zu thun, eine Basis von Kenntnissen zu erlangen, die mir bei spätern weiten Reisen znm Herzen des «schwarzen Cvntinents» als Leit­faden dienen sollten. Die praktischen Resultate dieser Forschungen sind als ziemlich umfangreiche Sammlungen aus vielen Zweigen der Wissenschaft nach Europa ge­sandt und scheinen gute Aufnahme gefunden zu haben. Die theoretischen Begeb­nisse legte ich in längeren Berichten nieder, die, wie ich höre, unter der Presse sind. Als ich nun in solcher Weise meine Kräfte geübt und genugsam erstarkt fühlte, reichte ich den Plan zu einer großen mehrjährigen Reise von Zanzibar durch die Gebiete der Galla uud SomiUi mich Abessinieu den Leitern der geographischen Ge­sellschaft in Berlin ein, und ward derselbe genehmigt. Ich warte jetzt auf das nöthige Geld uud Ausrnstungsgegenstcindc; sobald die hiev angelangt sind, trete ich meine (ich kann nicht leugueu, etwas gefahrvolle) Reise au.

Grmzvvten III. 1381, 48