Zeitschriftenband 
6 (1847) [Grenzbote_1847-1-1]
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Beilage zu den Grenzboten.

Heft 2.

Inhalt

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Die Robotablösung in Oesterreich.

Es ist vor Kurzem in öffentlichen Blättern die Phrase gebraucht worden, Galizien sei gegenwärtig wie ein neu erobertes Land und als solches auch zu behandeln. Wir wollen nicht auf den Werth dieses Ausspruchs dctaillirt eingehen. Praktisch ist jedenfalls nicht viel damit gesagt, denn jedes Land, fei es auch erobert, muß behandelt und regiert werden nach seiner Weise und in Rücksicht, daß es ein Glied zu sein bestimmt ist der großen Bölkcrfamilie, die Oesterreich heißt und die viele slavische Geschwister zählt. Leicht ist's gesagt, die Frohncn seien aufzuheben und frei soll der Bauer hinfort ausgehen, Herr seiner Scholle, und allerdings ist das Frohnwesen vom humanistischen Standpunkte ans zu verabscheuen, doch hat es das historische, das formelle Recht für sich und materielle Rechte Dritter find dabei bc- theiligt. Schwer strafte sich bei uns das leidige System des Zögerns und Gehen- lassens, so lange man Friede hat oder zu haben glaubt. Was vordem mit Ge­mächlichkeit, alle Theile befriedigend, hätte allmälig gelöst werden können, muß jetzt, in der Stunde der Noth, entwirrt werden, und beide Theile leiden. Mau hat in Galizien bereits begonnen, die Robotverhältnissc, in die sich zahllose Miß­brauche cingeschlichen haben, zu ordnen, und die allgemeine Stimme bezeichnet jene von dem dortigen Gubernimn veröffentlichten Decretc als Anfänge zu weitern Reguliruugcu. Wir wissen nicht, ob diese mit dem unlängst durch die Grenz­boten bekannt gewordenen Plan im Zusammenhang stehen werden. Jener Plan, die galizischc Frohupflicht iu eine Rente umzuwandeln (jedoch mit höchst willkür­licher s?j Aerauuahmc weit uuter dem wahren Werthe), käme im Grunde voll-

Gr-nzbotin, 1867,