Aus (Christian Gottfried Körners Reisetagebüchern.
Mitgetheilt von Adolf Stern.
m 13. Mai d. I. war ein Halbjahrhundert verflossen, seit ztl Berlin der Vater des jugendlichen Dichters nnd Helden des Befreiungskrieges, der geliebteste und in rechter Stunde wcrkthätigste Freund Schillers, der Geheime Obcrregierungsrath des „Königlich Preußischen Ministeriums für geistliche, Unterrichts- und Me- dicinalangelegenhciten" Dr. Christian Gottfried Körner aus dem Leben schied. Was Bischof Neander in der an Körners Sarge gehaltenen Rede aussprach: daß diesem Manne und diesem Leben ehrendes Gedenken in den Kreisen der Besten für alle Zeiten gesichert sei, hat sich seitdem bewahrheitet. Die Veröffentlichung des „Briefwechsels Schillers mit Körner" hat der deutschen Nation, so weit sie pietätvoll Antheil an dem Leben, Streben und Leiden unsrer großen Dichter nimmt, den weiland Dresdner Consistorinl- und Appcllatiousrath für immer theuer gemacht. Wenn Fr. Hebbel bei seiner Beurtheilung des Schiller-Körner-Briefwechsels in den Wiener „Jahrbüchern" ein wenig zu hoch griff, als er ausrief, daß „der trotz seiner Horenaufsätze nnd seines berühmten Sohnes immer im Hintergrunde der Literatur verloren stehen gebliebene Körner fast ebenso vortheilhaft hervortrete, als sein großer Freund selbst," so haben doch der männliche und liebenswürdige Charakter Körners, sein Bildungsreichthum, seine feinsinnige Empfänglichkeit und sein klares und scharfes Urtheil zur Bewunderung für die echte, in jeder Probe bewährte Freundschaft Körners zu Schiller anch Respect vor der wahrhaften Bedeutung des schlichten Mannes eingeflößt. Der Antheil an der Persönlichkeit ist gewachsen, nnd das interessante Leben Körners, so glücklich nnd reich in seiner ersten, so ernst-resignirt und pflichttreu in seiner zweiten Hälfte, verdient in den weitesten Kreisen gekannt zu sein.^)
In dem schriftlichen Nachlaß Ch. G. Körners finden sich unter andern, anch Fragmente von Reisetagebücheru, von jener großen Reise stammend, welche er in den Jahren 1779 und 1780 mit dem Grafen Karl von Schönburg-Glauchau
*) Die Mfzigste Wiederkehr des Todestages des ältern Körner scheint Anlaß zu zwei Publicationen geworden zu sein, welche im Herbst zu erwarten sind. Eiue Ausgabe der „Gesammelten Schriften von Chr. Gottfr. Körner" mit Einleitungen und einer biographischen Studie von Ad. Stern wird im Verlage von F. W. Grunow erscheinen. Es ist die erste wirkliche Ausgabe der Köruerschen Schriften, eine frühere in Augsburgcr Verlag hervvr- getretcne Zusammenstellung von Karl Barch enthielt nicht einmal die vou Körner selbst gesammelten „Aesthetischcn Ansichten" vollständig. Von F. Jonas, dem Herausgeber der Briefe Wilhelms von Humboldt an Körner, ist ein Lebensbild mit mancherlei Dvcumenten zu erwarten.