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Neue Königskronen an der Donau.
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Literatur.

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es hat wenig für die Hebung des Verkehrs gethan. Fürst Milan hat unsers Wissens niemals eine besondre Befähigung nnd Neigung gezeigt, seineu trügen und rohen Unterthanen den Weg zu bessern Gewohnheiten und Zuständen zu weisei?, als die sind, die sie von ihren Vätern geerbt haben. Er ist immer nur das gefügige Werkzeug in der Hand des einen oder des andern politischen Rcinke- spinners gewesen. Weder als Staatsmann noch als Krieger hat er irgendwelche besondre Tüchtigkeit an den Tag gelegt, und am wenigsten eine solche, die ge­krönt zu werden verdiente. Selbst die gewöhnliche Begabung physischen Muthes scheint ihm zu fehlen, die doch unter halbeivilisirteu Völkern nm hnnfigsten an­getroffen wird. Besitzt er sie, so hat sein Verhalten wenigstens nichts davon bemerken lassen. Während seine Lnndslente in den Gefechten und Schlachten in den Bergen an der Morawa zn taufenden fielen, für seinen Ehrgeiz fielen, saß er behaglich in seinem Komik zu Belgrad uud trank Champagner, ranchte Cigaretten nnd spielte Karten mit seinen Höflingen nnd Adjutanten. Was er später bei Pirvt und Nisch leistete, läßt sich auf einen Fingernagel schreiben.

Wenn ein solcher Fürst zum König eines Mininturkönigreiches erhoben werden soll, so kann er allerdings nicht erwarten, von der öffentlichen Meinung Enropas so herzlich als solcher begrüßt nnd beglückwünscht zu werden wie sein tapfrer und geistig regsamer Nachbar weiter nnten an der Donau. Wohl aber dürfen wir ihm die Erwartung aussprechen, die Königskrone möge ihm sein Selbstgefühl nicht zu sehr steigern, ihn sich nicht in dem Sinne alsKönig der Serben" betrachten lassen, den die Omladina damit verbindet, den Oesterreich- Ungarn aber nicht anerkennen kann. Es ist wirklich kein Grnnd vorhanden, weshalb der Hvspodar Milan künftig König Milan heißen soll. Da aber keine Großmacht gegen seine Promotion etwas zu haben scheint, so wird ihm seines Herzens Begehr vermuthlich in diesen Wochen zn theil werden. Mag er aber Erfolg damit haben oder nicht, als ein weltgeschichtlich wichtiges Er- eigniß wird keiner der beiden Fälle jemand gelten, ausgcnommeu vielleicht ihm selber.

Literatur.

Friedrich Rückerts Gedankenlyrik, nach ihrem philosophischen Inhalte dargestellt von vr. Georg Vvigt. Annaberg, Graser. 1831. 110 S.

So viel auch über Rttckert geschrieben und gesprochen worden, und so viel er in der Stille gelesen und gewürdigt sein mag, noch i'mmer darf behauptet werden,