Briefe Schillers an G. I. Göschen. 23
Person gesprochen wird, nicht mit großen Buchstaben anzufangen, es stört so sehr im Lesen nnd sieht mich steif und förmlich aus.
7.
Weimar 15. 8br 1801.
Haben Sie noch einmal herzlich Dank, lieber Freund, für Ihre gütige Aufnahme in Hoheustädt*). Jener Tag gehörte zu den fröhlichsten, die ich durchlebte. Ich sah Sie glücklich in Ihrem hüußlicheu Kreis, in Ihrer landlichen Ruhe. Ich habe jetzt eine Anschauung Ihres zufriednen Landlebens, ich kenne das Hans, das Sie bewohnen, die Gegend die Sie nmgiebt, und kauu mir mm alles, was Sie angeht, lebhafter vorstellen. Gerne wäre ich und meine Frau unter den vergnügten Theilnehmcrn Ihres Familienfestes gewesen**).
Daß Ihnen die Jungfrau von Orleans"**) diese edle Rührung erweckt hat freut mich sehr, nnd ich darf hoffen, daß das ruhige Leseu des uuverstümmelteu Werkes selbst um so reiuer auf Sie wirken werde; denn durch die Repräsentation ist freilich vieles, sehr vieles entstellt, und alles herabgestimmt worden.
Wegen des 30jährigen Krieges, den Sie mir neulich überschickt muß ich Sie nochmals plagen. Der erste Bogen, den ich hier zurücksende ist mangelhaft, er ist von einer andern Ansgabe und mit römischen Seitenzahlen, da die übrigen Bogen mit deutschen Zahlen xaZiniort sind; dieß schadete zwar nichts aber es fehlen zu dem Bogen 5 Blätter. Sobald ich ihn vollständig habe fange ich die liovisicm an und sende mit erster Post alsdann die erste Lieferung nn Sie ab.
Hier folgen die 3 ersten Bogen des Carlos.
Sollten Sie beim Empfang dieses Briefs schon ein gedrucktes Exemplar der Jnngfmu v. O. in Leipzig zu bekommen wissen, so haben Sie die Güte es mir mit der allerersten Post zuzusenden. Ilng'or ist ein Zauderer und es könnte leicht seyn, daß ich das erste Exemplar meines Stücks ans Ihren Händen erhielt. Es liegt mir daran, unsrer Herzogin das erste Exemplar davon zu verschaffen. Ich gebe es Ihnen in uawrs, mit allem Dank wieder zurück.
Herzliche Grüße von uns beiden an Ihre liebe Frau.
Der Ihrige von ganzem Herzen
Schiller.
8.
Weimar 29 8br. 1801.
Hier, mein lieber Freund, den Anfang des Merpts zum 30jährigeu Krieg. Die Sendungen sollen nun vou einem Posttag zum andern fortgesetzt werden.
Für die überschickte Johanna danke ich schönstens; sobald ich wieder Exemplare habe (denn mein ganzer Vorrath ist nur hier am ersten Tag abgenommen worden) werde ich jenes dankbar erstatten.
Hr. v. ZAusisclöl hat ein Lustspiel von Isren?, die Brüder, deutsch bearbeitet nnd mit vielem Succeß hier spielen lassen. Er wünscht daß das Werkchen bald, und mit einiger Eleganz gedruckt würde, nnd würde es Ihnen sehr gern für billige Bedingungen überlassen. Da es von einem geringen Umfang ist, so wäre vielleicht auch in t^pogiÄpIiischer Rücksicht etwas damit auszuftthreu. Es wird zwar keinen
") Schiller war mit seiner Familie aus der Rückreise von Dresden nach Weimar am 1«. Sept. ans Göschens Lcmdantchcn Hohensindt zu Besuch gewesen. "*) Die Geburtstagsfeier von Göschens Frau, 20. Sept.
Göschen wird'die Tracchdie in der Leipziger Thcater-Auffnhrnng gesehen haben.