Zur Bilduugs- und Machtfragc des deutschen Volkes.
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destoweniger der einzig mögliche, da der Begriff des modernen Staates innerhalb jenes frühern ausgedehnten Rahmens überhaupt nicht realisirt werden konnte. Jene unmögliche Aufgabe eines sogenannten Grvßdeutschlands ist daher in die doppelte speeiellere Aufgabe der innern Consvlidirung dieser beiden kleinern Macht- oder Staatsevmplexe gespalten worden. Der einheitliche Neichsgedanke aber wird in Oesterreich ebenso wie bei uns in erster Linie nur durch die historisch erwachsene Monarchie oder das Kaiserthum vertreten. Auch dort ist ebenso wie bei nns gut kaiserlich gesinnt zu sein für jeden Patrioten die wahre und einzige Parole. Die anarchischen, auflösenden und reichsfeindlichcu Elemente haben dort anscheinend eine noch größere Macht und Bedeutung als bei uns, weil sie sich hauptsächlich auf das Moment der Rassen- oder Stammesverschiedenheit gründen. Die ganze Haltlosigkeit der abftraeten Nativnalitätstheorie aber wird dort mit Nothwendigkeit an der realen Macht der historisch entstandnen Staatsgewalt nnd der mit dieser untrennbar verbundnen deutschen Cultur zerschellen. Es wird auch dort von den Parteien mit lauter eingebildeten Faetoren und künstlich zu einer unwahren Bedeutung emporgeschranbten Werthen gerechnet. Alle Länder dieser Monarchie sind bereits seit längrer Zeit der deutschen Macht- und Cultursphäre verfallen, und es bedeutet das ohnmächtige Emporstreben der Nationalitäten dort nichts als den Versuch eines Rückfallcs in die frühere Nvhheit und Barbarei. Der Gedanke einer tschechischen Universität ist ein reines Parteispiclzeug, da die Gesammtsprnche aller Wissenschaft und Bildung hier überhaupt keine andre ist als die deutsche. Die ganze österreichische Monarchie aber hat namentlich in dem Laufe der Donau zugleich eine bestimmte natürliche geographische Einheit und Basis, und es kann der dnrch Natur und Geschichte festgestellte Gesammtname dieses Gebietes kein andrer sein als derjenige Oesterreichs. Die eentrifugcilen Elemeute siud dort zur Zeit allerdings die mächtigern; dieselben dürfen auch bei uns oder im deutschen Reiche nach ihrer Bedeutung nicht unterschätzt werden. Es sind beides erst noch werdende nnd in der weitern Ausbildung begriffne Politische Einheiten oder Individualitäten. Die allgemeine Form von beiden aber ist zunächst nothwendig die monarchische. Die ganze Erschaffung nnd Ausbildung des neuern Staatsgcdaukens ist wesentlich von der Monarchie aus erfolgt uud durchgeführt worden. Die Dhnastien der Habsburger uud der Hvhenzollern sind zugleich die Schöpfer und Begründer ihrer beiden Staatsgebiete geworden, während Frankreich, England, Spanien, Nußland an sich schon gegebne nationale und geographische Einheiten waren. Die ganze Begründung des einheitliche» Staatsgedankcns ist daher überhaupt bei uns eine weit mühsamere uud schwierigere Arbeit gewesen als dort. Daß aber die Politik nnd die Begrenzung der Staaten nicht allein auf das abstractc Princip der Nationalität begründet werden kann, wird durch das in dieser Rücksicht durchaus paradoxe Beispiel Oesterreichs erwiese». Diese ganze Monarchie ist vollständig eine Schöpfung deutschen Geistes, deutscher Macht, Bildung, Tapferkeit und Cultur. Keiner ihrer einzelnen Bcm- Grenzbvten IU. 18L1. 3