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Lauchstädt.
und die ganze Erinnerung cm die große Lmichstädter Gvcthe- und Schillerzeit sind die zu beiden Seiten der Bühne gemalten Standbilder der Dichter, wohl das Werk eines Lauchstädter Apelles, ein Jammer anzusehen. Aus dem alten Kiichenhcmse tritt ein Mädchen mit dem Eimer; sie geht zum Brunnen und blickt sich verwundert nach dem Fremden um, der mit dem Buche in der Hand, das Opernglas am Riemen den Kiesweg entlang schlendert, Sie kann nicht begreifen, was er hier sehen will, hier, wo es nichts, gar nichts zu sehen giebt. Dort am Badchciusc, an den fenchtgrünen, geborstnen Stcinstufen, spielen still für sich eiu paar Kinder im Sande. Sonst keine Mcnschenseele zu sehen und zu hören.
Welche Bedeutung Lauchstädt in seiner Glanzperiode gehabt hat, wird einem recht zu Gemüthe geführt, wenn man die reiche Badeliteratur des OertchenS aus dem vorigen und noch ans diesem Jahrhundert überblickt. I. F. Krieg zählt in seinem Schriftchen „Bad Lauchstädt sonst und jetzt" (Mcrseburg, 1848), dein fleißigsten, geist- und geschmackvollsten Büchlein, welches Wohl je über Lauchstädt erschienen ist, allein ans dem 18. Jahrhundert, aus den Jahren 1717 bis 1700 nenn,") aus spätrer Zeit, von 1802 bis 1844 drei Schriften über Lauchstädt auf, nicht gerechnet die novellistischen Erzeugnisse, deren Hintergrund das lauchstädtische Badclebeu bildet — eine förmliche kleine Bibliothek also. Bequem läßt sich die Geschichte des Städtchens und seines Bades an der Hand dieser Literatur verfolgen. Es ist ein „Lebenslauf in auf- und absteigender Linie."
Lauchstädt, schon im 10. Jahrhundert genannt, gehörte seit der Mitte des 15. Jahrhunderts zum Hochstift Mcrseburg. Geht man von der Kirche aus am
Diese ältern, heute zum Theil große liternrischc Seltenheiten, sind folgende! I. DcS ^.nnchstädter Sauerbrunnens Art nnd Würckung Kürtzlich doch gründlich eutwvrffeu Von >1->b- l^riu. K°ino<-c-io lo. O. u. I.). 1717 erschienen. 2. Kurtze doch zulängliche Beschreibung, Von Dem zu Lauchstädt Vor etlichen Jahren bekannt gewordenen Gcsnnd- oder Sauer-Brunneu Von David (nuter der Vorrede- Daniel) Friedeln. Nnuiuburg, o. I. (1719). S. Chr. A. Lichtenhnhns Inauguraldissertation! Da santidn? nwäiv^is I.anoKstaäi°nsibug. I-IaKs 172«.
4. Friedrich Hoffmnuus Kurtzerdoch gründlicher Bericht Bon Der herrlichen Krafft Des Lauchstädter Martialische» Gesuud-Brnnnens. Halle, 1724. 6. LotKoscK xorwosa, Das Hiilffreiche -Lasser zum Laugen Leben Insonderheit In dem Lauchstiidtcr Brunnen bey Merseburg von ^»oh. Friedrich Henckcl. Freibcrg und Leipzig, 1726. (in zweiter, mit Zusätzen vermehrter Auflage erschienen in Leipzig uud Halle, 1746). 6. Die Natur uud Wirkung des Mineralische» Wassers zu Lauchstädt. Von Daniel Gottfried Frenzel. Halle. 1768. 7.' Abhandlung über die Natur, den Nutzen nnd Gebranch des Gcsuudbruuuens zu Lauchstädt, kürzlich eutworfen von Christ. Gvtth. Barth. Leipzig, 1768. 8. Lauchstädt, ein kleines Gemälde. Ein Pendant zum dritten Bande der neuen Ncisebemcrknugeu in nnd über Dentschland. o. O. 1787.
5. Der Gesundbrunnen uud das Bad zu Lauchstädt; historisch, physikalisch, chemisch und mcdicinisch beschrieben von Johann Ernst Andreas Koch. Leipzig, 1790. Mit Ausunh»»' von !! und 8 haben sie den, Verfasser dieses Aufsatzes sämmtlich im Original vorgelegen.