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Erinnerungen an Heinrich Leo : zum zweijährigen Todestage Leos, den 24. April.
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Erinnerungen an Heinrich Leo.

Ergänzen wir das fernere Leben chronologisch aus seinen historischen Werken, soweit in diesen seine Individualität hervortritt. Leo blieb bis Ende August 1822 in Erlangen und ging im September nach Berlin, wo er au Hegel und durch die Fürstiu von Nudolstadt au die Prinzessin Wilhelm, die Schwägerin des Königs Friedrich Wilhelm III., sowie an Johannes Schulz, den Decerueuteu in Uni­versitätsangelegenheiten, empfohlen war. Nachdem er hier im Januar 1823 die SchriftUeber die Verfassung der lombardischeu Städte" dem Publieum über­geben hatte, trat er eine Reise nach Italien an zum Studium von Urkunden. Nach einer achtmonatlichen Abwesenheit zurückgekehrt, vervollständigte er jene Schrift und gah dieselbe unter dem Titel heraus: Entwicklung der Ver­fassung der lombardischeu Städte bis zu der Ankunft Kaiser Friedrichs l. in Italien mit der Widmungan Jhro Durchlaucht Frauen Caroliuen Luisen, verwitwete Fürstin zu Schwarzbnrg-Rudolstadt, geborncn Landgräfin von Hessen- Homburg als Beweis innigsten Dankgefühls." Mit dieser Arbeit habilitirte sich Leo an der Universität Berlin und wurde im Deeember zum außerordentlichen Professor ernannt. Im Jahre 1828 wurdeu die hier gehaltncu Vorlesungen über die Geschichte des jüdischen Staates veröffentlicht. Es schien ihm (nach dem Vorwort) dringend nöthig, den jüdischen Staat einmal von einem allgemeinern Standpunkte politischer Erkenntniß aus zu betrachten und zugleich der Mühe werth, die welthistorische Bedeutung der alte» jüdische» Nation auch in andrer als in religiöser Beziehung hervorzuheben. Die Vorträge sind mit moderner Kritik dem Rationalismus zugeneigt.

In der 1826 zu Berlin erschienenen Schrift Die Briefe des Floren- tinischen Kanzlers Niccolo Maechiavelli au seine Freunde findet Leo dessen weltgeschichtliche Bedeutung darin, daß er nützlichen Rath gegeben habe zur Umformung des mittelalterlichen Staates in das unbeschränkte Fürsteuthum der Neuzeit, welche die Aufgabe des sechzehnten Jahrhunderts gewesen sei. Der Inhalt seiner Lehren sei lediglich aus seiner Persönlichkeit zu erklären. Ebenso geistreich als schneidend spricht Leo seine Ueberzeugung aus, daß Maechiavelli nimmermehr die Befreiung Italiens von den Barbaren zum Ziele gesetzt, weil er jene gar nicht für fähig zu solchem Unternehmen erachtet habe. Dnrch »nd durch Italiener, daher ein Verstandesmensch im Gegensatz zu den Deutschen, welche vorzugsweise Geinüthsmeuschen seien, habe er einen harten Kern iu sich getragen, welcher die ganze Welt nur als ein Spiel von Krästen betrachte, mit denen man sich einlassen, denen man sich aber nicht überlassen dürfe.

Im Mai 1828 wnrde Leo als außerordentlicher Professor nach Halle be­rufen, wo er im Jahre 1330 ordentlicher Professor wurde und bis an sein Lebensende blieb.