Beitrag 
Literatur.
Seite
88
Einzelbild herunterladen
 

88

Literatur.

geübt werden können, insofern Wohl die wenigsten Fachleute im Stande sein werden, den gesannnten dargebvtnen Stoss ans Grnnd eigner Studien nachzuprüfen, sondern jeder sich immer nur an das ihm gerade geläufige Capitel halten und darnach das ganze Buch beurtheilen wird, ist es wohl das verständigste, einfach zu berichten, was der Verfasser mit seinem Buche erstrebt hat. Dasselbe soll, wie er im Vorworte sagt, nicht eiu bloßer Abriß sein, mich nicht, wie die im Teubnerschen Verlage erschienene römische Literaturgeschichte von Teuffel, bloße Materialien bieten, sondern eine Geschichte der römischen Literatur selbst. Es willzweckgemäß ohne Trennung der zusammengehörigen Stoffe und daher übersichtlich und ohne Wieder­holungen die inneren Momente mit dem äußeren Gange der Literatur mich unter­scheidenden Zeiträumen uud Perioden vereinen und die von F. A. Wolf architektonisch begründete, von G. Bernhardt) mit Schärfe uud Genauigkeit zu einem Grundriß weiter entwickelte Skizze dadurch vervollständigen, daß es mit gleicher Methode von den nämlichen Grundsätzen der ästhetischen uud formalen Kritik ans die Größen der Literatur, vorzugsweise die der gelehrten Schulbildung, also Darsteller und Charaktere wie Cäsar, Cicero, Livins, Sallust und Tacitus, Ovid, Virgil uud Horaz, au welche die Physiognomie oder das Verständniß der literarischcn Zeiten und Genossenschaften anknüpfte, in ausgeführten Bildern vor Angen stellt. Mit Be­friedigung wird man in Einleitungen nnd einzelnen Artikeln die systematische Sichernng der beigebrachten Thatsachen, uud Namen durch die Nachweise ans dem Alterthum aufnehmen. Dem weiteren Ausbau ist allseitig vorgearbeitet, die gestimmte, seit 15 Jahren stark herangewachsene äußere Literatur in einer bisher ungenannten, auf die Schätze der Königlichen Bibliothek in Berlin begründeten Vollständigkeit erschlossen und der durch unleidliche Breite so häufig ermüdende Ueberflnß an Hilfsschriften und Beiträgen in Programmen, Zeit- und Gelegenheitsschriften etwas beschränkt. Be­sonderes Gewicht ist mich auf das Sprachliche gelegt, nicht allein ans die Abschätzung der formalen Kunst jedes einzelnen Antors, sondern zugleich auf die Darlegung der Schicksale und Hanptwandclungcu der Sprache, ihre Durchbildung, ihren Höhestand und ihren Niedergang in den einzelnen Literatnrperioden. Uebcreinstimmnng mit dem Object erzielt zuletzt die Form der Darstellung, getragen von dem Streben nach Gebundenheit uud präciser Kürze, und auch wo große Jdeenmassen zu bedeutsam periodologischen Gebilden zusanuneuznordnen waren, wird man Klarheit, Durchsichtig­keit und einfachen Schmuck uicht vermissen."

So der Verfasser. Die fachmännische Kritik wird voraussichtlich, ähnlich wie in der griechischen Literntnrgeschichte desselben Verfassers, hie und da an der Cha­rakteristik einzelner Erscheinungen ansznsctzen finden, wird, bald mit Behagen, bald auch mit Entrüstnng Irrthümer nnd Versehen in den Citaten uud Literaturnach­weisen moniren, im innersten Grunde des Herzens aber doch dein Verfasser für seine mühselige Arbeit dankbar sein. Und diesem Danke schließen wir uns an, indem wir das Buch vor allem den Lehrern, der akademischen nnd der reiferen Gymnasinl- jngend empfehlen.

Für die Redaction verrmtwortlich: Johannes Grunow in Leipzig. Verlag von F. L. Herbiq in Leipzig. Druck von Carl Marqunrt in Nendnitz-Leivzig.