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Literatur.
Mauern sind undurchlässig für Luft uud geben direct zur Verunreinigung der Lnft Anlaß —, durch die Forderung Poröser, durchlässiger Wände — nicht aber durchlässiger Fußböden, damit die schlechte Luft der untern Räume nicht in die obern trete —, endlich durch sein energisches Verlangen beständiger Lüftung, zumal der Räume, worin wir uns aufhalten und worin wir des Abends viele Stunden Licht brennen.
In diesem Sinne verlangt der Verfasser, daß die Umfassungsmauern ans porösen Ziegeln mit besonders, gutein Mörtel nnd sorgfältiger Ausführung herzustellen seien und zwar in so geringen Stärken, als mit Rücksicht auf die Stabilität irgend zulässig ist. Er führt au, daß iu Holland und Amerika Häuser" mit drei bis vier Geschossen mir fünfzig Ccntimetcr starke Außeumauern haben. Für die innere Verkleidung empfiehlt er poröses Tapetenpapicr und möchte znr besondern Herstellung desselben die Anregung gegeben haben; Holzverkleidung soll nicht ohne viel (etwa ornamentirte) Durchbrechungeu angewendet werden, weil Holz sehr wenig Luft durchläßt. Am gesündesten wäre es, wenn die Anßenmancrn innen unverputzt bleiben könnten.
In den Normen für die Lage, Größe nnd Einrichtung der einzelnen Räume unsrer Wohnungen wird besonders hervorgehoben, daß alle Wohn- und Schlafzimmer so gelegen sein müssen, daß sie der Sonne zugänglich sind. Das Besuchszimmer oder die sogeuaunte „gute Stube" könne, weil am wenigsten benutzt, am nngünstigsten liegen.
Die lichte Höhe der Wohnränine soll nicht unter drei Meter betragen, weil man sich sonst mit dein Kopfe in der obern heißen Luftregion befindet. Die Größe der Fensterfläche verlangt der Verfasser wenigstens zu der Grundfläche des Zimmers, Auf Lage, richtigen Bau und Größe des Schlafzimmers sei besondrer Werth zu legen, hier sei wenigstens 18 Kubikmeter Rauminhalt für den Kopf zn verlangen (unsers Trachtens nach ein bescheidenes Verlangen, wenu nicht dabei stark veutilirt wird); die Betteu sollen womöglich von allen Seiten frei stehen. Bezüglich der Aborte giebt der Verfasser den sehr leicht ansznführenden Rath, die dieselben umgebenden Wände im Hause mit gut deckendem Oelfarbeuanstrich zn versehen, die Außenwand möglichst porös zn halten nnd selbstverständlich auch diese Räume gut zu ventiliren.
Im nächsten Capitel: Heiznng und Ventilation empfiehlt der Verfasser energisch, mit jedem Ofen Luftzuführnug zu verbinden, also Mantelöfen zn benntzen, und zeigt, wie er an dein von ihm construirten Ofen, beides, Lnftzuführung und Lustabführung, letztere unter Erwärmung im Ofen nach dein Schornstein entlassen, vereinigt habe. Unter den Centralhcizungcn empfiehlt er für die Wohnstätten besonders die Luftheizung wegen ihrer Einfachheit, ihrer Billigkeit bei der Anschaffung und im Betrieb, und weil nnt ihr die Ventilation am besten vereinbar ist. Die der Luftheizung gemachteil Vorwürfe weist er zurück als iu Folge von Unkenntniß entstanden.
Als Ideal der menschlichen Wohnnng stellt der Verfasser, wie wohl wir alle mit ihm, das frei in einein Garten gelegene Familienhaus hin, mir für eine Familie bestimmt und nach den von ihm aufgestellten Prineipien erbant und eingerichtet. Er schließt sein interessantes Buch, das wir allen Kreisen znm Studium empfehle», mit einem Appell an die Humanität der Bauherren (wohl auch der Architekten) von Miethhäusern: daß sie den Miether als ein Geschöpf ansehen möchten, dem Gesundheit und Leben zu gönnen sei.
Für die Redaction verantwortlich: Johannes Grnnow in Leipzig, Verlag von F. L, Herbig in Leipzig, Druck von Carl Marqunrt in Reudnitz-Leipzig,