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Was Hegel in der von ihm nnfgcstellten sogenannten Wissenschaft der Logik erstrebte, war etwas vollkommen anderes als was in dem Princip nnd der Tendenz der gemeinen oder formalen Logik enthalten war. Die letzere hat es als solche nur mit dem allgemeinen Formgcsetze alles geordneten Denkens zu thnn. Was aber Hegel wollte, war eine umfassende Darstellung oder Bearbeitung aller allgemeinen und nothwendigen Grundbegriffe des Denkens, welche nach seiner Voraussetzung zugleich die reinen anfichseienden Elemente oder Wesenheiten alles Wirklichen sein sollte». Hegel griff hiermit zurück nuf den Standpunkt und die Voraussetzungen der Jdcenlchre Platons, welcher hierin auch eine Region objectiver Wesenheiten oder einen geistigen Begriffshimmel als Substanz und Hintergrund alles Wirklichen angenommen hatte. Auch die ganze Gliederung des Systems oder der wissenschaftlichen Weltanschauung Hegels ist eine ähnliche wie die bei Platoin wahrend der letztere als die drei Haupttheile der Philosophie die objective Dialektik oder metaphysische Jdeenlehre, die Physik oder die Lehre von der sinnlichen Welt und endlich die Ethik als die Lehre vom sittlichen Leben oder der moralischen Welt unterschieden hatte, so zerfiel für jenen das Ganze der Philosophie oder der gedaukcumüßigen Wissenschaft in die drei Abtheilungen der Logik, der Naturphilosophie und der subjeetiven Geistes- vder Geschichtsphilosvphic, deren erste sich auf den objectiven Begriff als solchen oder in seinem Ansichscin, die zweite auf die Entfremdung oder das Anderssein desselben von sich in der Natur, die dritte auf die bewußte Rückkehr oder Wiederbesinnung desselben auf sich im Leben des menschlichen Geistes bezog. Bei beideu Philosophen also dieselbe Dreigliederuug in ein logisch-ideales Jenseits, die sinnliche oder natürliche und die menschliche oder moralische Welt, Allerdings unterscheidet sich Hegel von Platon immer dadurch, daß ihm der objective Begriff ohne weiteres die ganze Wirklichkeit durchdringt oder beherrscht, während für diesen das Diesseits oder die Realität nur ein unvvllkommnes Abbild des idealen logischen Jenseits zu sein schien. Man hat in neuerer Zeit vielfach theils von Seiten der Hegelschen Schule selbst, theils auch von derjenigen der Philosophie Herbarts ans die wesentliche Verwandtschaft oder Aehnlichkeit-des Lehrbcgriffs Hegels mit dem des Aristoteles im Alterthum hinweisen zu dürfen geglaubt. Von ersterer Seite namentlich gefiel man sich darin, in Hegel gleichsam den modernen Aristoteles oder den der Stellung dieses letztern im Alterthum entsprechenden letzten Abschluß und Gipfelpunkt der Geschichte der neuern Philosophie zu erblicken. Allerdings wird diese Analogie scheinbar durch manche Momente unterstützt und bestätigt. Was Hegel lehrt, ist unmittelbar genommen ein ganz ähnlicher Jdealrealismus und ein immanent vernünftiges Werden in dem ganzen Umfange des Wirklichen, als dieses an sich auch in dem Sinne der