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Fragen zu besorgen, die Arbeit von ihnen geschickter gethan werden könnte als dnrch die gelegentlichen Anstrengungen von solchen, die gewöhnlich mit anders gearteten Bemühungen beschäftigt waren, und sobald diese Veränderung eintrat, entglitt das Abwägen staatlicher Fragen nnd die Beurtheilung öffentlicher Charaktere der unmittelbareil Kenntnißnahme der Nation als Ganzes und ging in die Hände derer über, welche sich darauf verstanden, sich für den Druck auszudrücken. Was eine geistige Uebnng, je nach der Gelegenheit von Tausenden betrieben, gewesen war, verwandelte sich in einen Industriezweig nnd wurde mit großem Geschick von Wenigen verfolgt. Man entdeckte bald, daß eine gedruckte Abhandlung, kräftig und sauber gefeilt, vor allem aber zeitgemäß, die Gemüther wirksamer aufzuklären schien, als was man gesprächsweise zu hören bekam oder als die Briefe, die man von seinen Freunden erhielt, und zuletzt wurde der Grundsatz der Arbeitsteilung so vollständig auf die Bildung politischer Meinungen angewendet, daß vielen Engländern dnrch einen Blick ans eine Zeitung und rasche Zustimmung zu deren Behcmptungen und Beweisführungen die Mühe erspart wurde, ihr politisches Gewissen weiter zu befragen uud sich selbst zu einer Schlußfolgerung zu verhelfen.
Aber es ist nicht immer ein ungemischter Gewinn, wenn dem Menschen eine gesunde Arbeit erspart wird. Einem freigcbornen Bürger die Mühe abnehmen, über Fragen des Staates nachzusinnen, heißt ihm seinen Theil an der Herrschaft entziehen, und obwohl es wahr ist, daß derjenige, welcher gedrucktem Rathe folgt, sich unter einer Leitung befindet, die geschickter und gewandter ist, als irgend eine, die er aus sciuem eignen von niemand gelenkten Denken hätte gewinnen können, ist er weniger Mann, weniger billig denkend, weniger gerecht als der, welcher in gröberer Weise es fertig bringt, für sich selbst zn denken. Ganz so wie der Werth eines Menschen durch gewohnheitsmäßiges Sichverlassen auf den Schutzmann und den Soldaten, die ihm die Bürde und die Noth der Selbstvcrtheidigung abnehmen, in einigen Beziehungen vermindert werden kaun, kann auch seine intellectncllc Kraft uud seine Befähigung zu gerechten Urtheilen leicht Schaden leiden, wenn er sich gestattet, zu nachgiebig der Führung eines politischen Schriftstellers zu folgen.
Aber die Geschicklichkeit der sich mit Politik beschäftigenden Schriftsteller wuchs sogar rascher als die Macht, zu der sie gelaugten, und nach einiger Zeit kamen sie den ostensibeln Staatsmännern so nahe, daß das Parlament nicht länger als Ausdruck der öffentlichen Meinung allein dastand, sondern genöthigt war, sein Ansehen mit einer Anzahl begabter Lente zn theilen, von denen es kaum die Namen erfahren konnte. Indeß besaß das Parlament eigne Herzhaftigkeit uud Stärke, uud sieht man vom bloßeu Ruhme ab, so hatte es von dem heilsamen Wetteifer, der ihm von seinem nenen geheimnißvollen Mitarbeiter anfgezwnngen war, mehr Gewinn als Verlnst. Das Pnblicum war es, welches zurückblieb. Die Menschen bedürfen gemeiniglich langer Zeit, um sich deu successiven Fortschritten der Civilisation anzupassen, und das Volk kam nicht rasch damit zn Stande, sich in die zunehmende Befähigung und das wachsende Wissen des Publicistcn zu finden. Man begriff in der That kaum den wahren Umfang der Veränderung, die sich vollzogen; denn während der Politische Schriftsteller eine Persönlichkeit war, die man um ihrer Geschicklichkeit willen gewählt hatte, uud die mit der Kraft verfuhr, welche Disciplin und Organisation verleihen, waren die Leser irregehende und vereinzelte Lente, und iu Betreff der Mittel, sich einigermaßen mit einander ins Einvernehmen zu setzen, hingen sie in hohem Grade gerade von der Maschinerie der Pnblicität ab, die so schnell ihre Macht usurpirte. Ueberdies begriffen die Leser politischer Drucksachen nur langsam die uene Pflicht, die sich ihnen anfgenöthigt hatte. Sie sahen zu